Das Outing – irgendwann will man mit der Wahrheit ans Licht

Die letzte Nacht in El Paso war seltsam. Ich habe diesmal nicht wirklich tief geschlafen, sondern kam mir eher vor, als wäre ich die ganze Zeit nur so ein bisschen im Dämmerschlaf gewesen. Daher bin ich jetzt froh, dass es gleich in der Früh weiter geht. El Paso ist unter anderem ein riesengroßer Standort der US Army. Als wir an einem Tower vorbeifahren, fangen meine Augen sofort ein altbekanntes Logo ein und ich werde gleich an „alte Zeiten“ erinnert:

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Der Tower zeigt das Logo der „Old Ironsides“. Eine Einheit, die zu meiner aktiven Zeit noch im deutschen Ort Baumholder stationiert war, wo ich auch ein paar Wochen meiner Dienstzeit verbringen durfte. Sehr verwundert bin ich, als wir mit ca. 100km/h über den Highway fahren und ca. 15 Minuten (!) lang rechts und links von uns immer noch die Kaserne sehen. Wohlbemerkt Kaserne! Ich rede nicht von einem Truppenübungsplatz. Und das in unmittelbarer Grenznähe zu Mexiko. Ein vermutlich unmissverständliches 
Zeichen. Wie auch immer… das soll nicht das Hauptthema sein 😉

Wir fahren weiter Richtung Norden, verlassen ein weiteres Mal Texas...

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...und sind wieder im US Bundesstaat New Mexiko. Unser Ziel für heute ist der Walmart-Parkplatz in Alamogordo, da wir noch einkaufen wollen und noch mal Internet benötigen. Und jeder Walmart hat in seinem Vorgarten ein paar Fastfood-Restaurants, welche alle Internet haben. Also ran an die Arbeit und dann früh ins Bett. Gute Nacht.

ElPazo_nach_Alamogordo

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Ich habe geschlafen wie ein Stein. Nach der letzten Nacht tat das auch richtig gut. Heute geht´s nur ein paar Kilometer weiter auf den Mountain Meadows RV-Park, wo schon tonnenweise Post auf uns wartet. Hier haben wir nämlich unsere ganzen Bestellungen, Ersatzteile usw. hinschicken lassen:

Als wir dem Ziel näher kommen, reiht sich ein Campingplatz neben dem anderen. Und alle direkt an der stark befahrenen Hauptstraße. Na toll. Das kann ja ein paar tolle Nächte geben. Plötzlich sehen wir das Schild „unseres“ Campingplatzes und biegen rechts ab. Als wir weit und breit keinen Camp Ground sehen und immer weiter weg von der Straße fahren, grinsen wir beide uns nur erleichtert an und denken vermutlich das gleiche.

Nach ca. 10 Minuten sind wir angekommen: Mountain Meadow RV Park. Dieser sollte m.E. eigentlich „Oasis of silence“ (Oase der Stille) heißen, denn genau so ist es. Ein kleiner gemütlicher Park, mit großzügigen und nur relativ wenigen Stellplätzen. Christel, die 
Eigentümerin, begrüßt uns schon gleich als wir ankommen und hilft uns direkt, ein bisschen Platz unterm Baum zu schaffen, damit wir Fred nicht verkratzen und trotzdem alle Wasseranschlüsse nutzen können.


Hier fühlen wir uns gleich wohl:


Am nächsten Tag geht´s auch wieder früh los. Heute steht Schrauben auf dem Plan. Unter den Paketen war nämlich auch das neue Kurbelwellengehäuse und die Skit Plate für unsere Honda XR650, die sich seit dem „kleinen Zwischenfall“ (räusper) im Big Bend National Park mit einer Plastiktüte und jeder Menge Klebeband in der Öffentlichkeit zeigen musste. Naja, zumindest drang so kein Staub durch das dezente Loch in den Motor ein 😉
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Und als alles fertig ist, noch mal im Vergleich… und ich finde, die Skid Plate macht sich als Motorschutz auch optisch richtig gut…

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Aaah, Moment!!! Stopp! Fast die Handschützer vergessen!

Um nicht wieder „hätte ich mal“ sagen müssen, habe ich schöne stabile Handschützer gleich mitbestellt und auch die kommen natürlich dran. Kurzerhand müssen noch ein paar technische Änderungen am Brems- sowie Kupplungshebel vorgenommen werden. Selbstverständlich TÜV-konform und exakt berechnet 😉 Und pünktlich zum Sonnenuntergang ist die kleine wieder fahrbereit:


Der nächste Morgen. Heute heißt es, sich zu outen. Wir haben das Versteckspiel satt und bereiten uns darauf vor, dass wir jeden die Wahrheit wissen lassen wollen.

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Und dann ist es raus: Wir sind Deutsche! Denn mit einem US Wohnmobil und mit US Nummernschild zu fahren lässt jeden vermuten, dass wir auch Amerikaner sind. So schön wir die USA auch finden und so tolle amerikanische Freunde wir auch haben - wir wollen ganz klar unsere Herkunft zeigen. Nicht zuletzt als Vorbereitung für Mexiko. Denn dort weiß jedes Kind, wer Fußball-Weltmeister geworden ist. Und dementsprechend erhoffen wir uns eine schnellere Abfertigung bei den inländischen Polizei- und Militärkontrollen, wenn sie das kaum zu übersehende ALEMANIA auf unserer Frontscheibe entdecken 😉

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Unseren letzten Abend im RV Park beenden wir gemütlich mit einem Lagerfeuer. Morgen geht´s noch mal schnell in eine Werkstatt, um einen Ölwechsel an unserem Stromgenerator machen zu lassen, damit dieser uns die nächsten Monate in Mexiko auch 
weiterhin treue Dienste erweist...

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>>> So hat alles angefangen: 1 bis 2 Jahre Nordamerika – die Idee

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5 thoughts on “Das Outing – irgendwann will man mit der Wahrheit ans Licht”

  1. Hallo,
    bei Fort Bliss soll es sich um das weltweit größte Luftverteidigungszentrum und nach der benachbarten White Sands Missile Range um den zweitgrößten inländischen Militärstandort handeln. Faszienierend und doch irgendwie erschreckend zugleich. Ein freundlicher Ranger im Oliver Lee Memorial SP erzählte uns im letzten Jahr, dass er die Deutschen in El Paso und Alamogordo sehr mag - insofern sollte Euer neuer Aufkleber hoffentlich ein Tür- und Herzensöffner sein.
    Für den Scenic Drive Overlook war wohl leider keine Zeit?
    Liebe Grüße.

    1. Hallo Concordino,
      vielen Dank für Deine Ergänzungen 🙂
      Welchen Scenic-Drive-Overlook meinst Du genau?
      Viele Grüße
      Enida

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