Schock beim Grenzübergang USA-Mexiko

Es ist schon spät, als wir in Encinitas ankommen. Da wir unseren Freunden, den McClaves, keine Umstände machen wollen, beschließen wir spontan, auf dem Parkplatz einer nahe gelegenen Grundschule zu übernachten. Es ist Wochenende, somit sollte es keinen stören. Außerdem sind wir morgen recht früh wieder weg.

Die McClaves haben wir im Sommer 2015 kennengelernt und haben mit ihnen ein paar herrliche Wochen hier in der  wunderschönen Gegend um San Diego verbracht. Diesmal reicht es lediglich für ein kurzes Wiedersehen, da wir heute noch die Grenze nach Mexiko überqueren wollen:

Vor uns liegt noch ein langer Weg, denn diesmal wollen wir - im Gegensatz zur Grenzüberquerung USA-Mexico 2014 in Tecate - einen anderen Grenzübergang ausprobieren.  Nicht nur, weil Tecate wegen den sehr engen Straßen eine ziemliche Herausforderung für unser Schlachtschiff war, sondern auch, weil wir diesmal einen anderen Teil der Baja California erkunden wollen. Die Gegend um San Felipe kennen wir noch gar nicht, das ist unser erstes Ziel. Daher macht es am meisten Sinn, die Grenze in Calexico (US) über Mexicali (MX) zu überqueren.  Die soll wesentlich größer und komfortabler sein, als der Grenzübergang in Tecate.

Wir haben heute also noch einen langen Weg vor uns. Dazu kommt, dass wir gefühlt noch tausend Dinge erledigen müssen, solange wir noch auf der USA-Seite sind. Eine besondere Herausforderung sind die Hundefutter-Vorräte. Wir wissen nicht, ob wir Buddy´s Futter in Mexiko bekommen und decken uns so weit wie möglich mit Vorräten ein. Wir müssen jedoch bedenken, dass wir sehr eingeschränkt sind, was den Platz angeht. Die Stauräume sind schon voll, also müssen wir ein bisschen improvisieren. Und zur Not finden wir schon eine Lösung, wenn uns in Mexiko das Futter ausgeht.

Was die Fahrzeugversicherungen für unser Wohnmobil und Motorrad angeht, haben wir ja bereits Erfahrung vom letzten Mal und schließen diese ganz unkompliziert online ab. Unsere USA Versicherungen greifen nicht für Mexiko, daher ist dieser Zusatzaufwand leider jedes Mal notwendig.

Aber wenigstens brauchen wir für die Baja California keine Einfuhrgenehmigung für unser Fahrzeug. Diese wäre nur notwendig, wenn wir aufs Festland fahren würden. Das haben wir jedoch (noch) nicht vor.

Wir sind fast 10 Stunden unterwegs und ziemlich groggy, als wir uns dann endlich Calexico nähern. Es ist schon 19:00 Uhr und jetzt ist genau das eingetreten, was wir auf jeden Fall vermeiden wollten - Die Grenze im Dunkeln zu überqueren!

Das ist wieder so typisch für uns, immer alles auf den letzten Drücker ... Aber was soll´s, wir können es jetzt nicht mehr ändern, also machen wir das Beste daraus. Wenigstens haben wir unterwegs noch von einem schönen Sonnenuntergang begleitet:

In Calexico gibt es zwei Grenzübergänge: Calexico West und Calexico East. Wir haben uns im Vorfeld informiert und uns für den East-Übergang entschieden. Dieser hat 24 Stunden geöffnet und soll nicht so stark frequentiert sein, wie Calexico-West:

Zu unserer Überraschung verläuft der Grenzübergang entspannter als erwartet. Die ganzen Bedenken bezüglich Buddy waren unbegründet - für seine Papiere interessiert sich hier niemand. Die Grenzbeamten sind tiefenentspannt, wir dürfen sogar (verbotenerweise) unser Womo direkt gegenüber dem Einwanderungsbüro stehen lassen, damit wir uns dort die erforderlichen Touristenkarten besorgen können. Diese braucht man, wenn man länger als sieben Tage in Mexiko bleiben und den Grenz-Korridor* verlassen will. Das wollen wir, also füllen wir brav die Karten aus, bezahlen die 500 Pesos (entspricht etwa 25 US$) pro Person in bar (Achtung - keine Kartenzahlung möglich!) und erhalten mit der Touristenkarte die Erlaubnis, bis zu 180 Tage im Land bleiben dürfen.

*Der Grenz-Korridor auf der Baja California umfasst auf der Pazifik-Seite alles bis zum Städtchen San Quintin. Auf der Sea of Cortez-Seite umfasst die Border-Zone das Gebiet bis einschließlich San Felipe.
Die Touristenkarte (FFM) benötigt man 
NICHT, wenn man weniger als 72 Stunden im Land bleibt. Bleibt man bis zu 7 Tage, wird eine FFM benötigt, ist in dem Fall aber kostenlos. 

So weit, so gut. Den Papierkram haben wir also hinter uns, jetzt wollen wir so schnell wie möglich weiterfahren. Es heißt ja, man soll sich auf keinen Fall länger als unbedingt notwendig  in den Grenzstädten aufhalten.  Vor allem nachts und wenn man sich gar nicht auskennt. Unser Ziel ist San Felipe, aber das werden wir heute wohl nicht mehr schaffen. Egal, wir fahren einfach so weit wie es geht - irgendwo werden wir unterwegs schon ein Plätzchen zum Übernachten finden.

Von wegen... Wir sind keine 10 Minuten unterwegs, als unser Wohnmobil anfängt, seltsame Geräusche zu machen. Plötzlich leuchtet die Motorwarnleuchte auf und der Motor verstummt. Wir stehen irgendwo in Mexicali, in einer stockdunklen Straße, und unser Wohnmobil macht keine Anstalten, sich auch nur einen Zentimeter weiter zu bewegen. Ich spüre, wie sich Panik in mir ausbreitet ...


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