Autopanne in Mexiko und jede Menge Leichen

Grundgüter, was für ein Alptraum! Eine Autopanne im mexikanischen Grenzgebiet, und das auch noch nachts - das wünscht man nicht mal seinem ärgsten Feind!

Zum Glück weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, dass wir direkt neben einem riesigen Friedhof stehen, sonst würde ich auf der Stelle tot umfallen! Ich bin auch so schon ein Nervenbündel und schwanke permanent zwischen Angst und Verzweiflung, während Tom - zumindest nach außen hin - die Lage ruhig und souverän analysiert. Aber leider findet er den Fehler auch nicht auf Anhieb, egal was er probiert - die Motor-Warnleuchte bliebt an:

"Lieber Gott, bitte lass uns nicht die Nacht hier verbringen müssen!" - Ich konzentriere mich aufs Beten, auch um mich selber etwas zu beruhigen.

"Wir waren doch erst vor ein paar Tagen bei der Inspektion, da war doch noch alles in Ordnung!", höre ich mich selbst verzweifelt wimmern. Ich bin gerade dabei, mich so richtig schön in einer Negativspirale zu verfangen, als mich plötzlich ein lautes Motorengeräusch aus meiner Lethargie herausreißt.

"Er ist angesprungen! Oh Mein Gott, Du hast es geschafft!" Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich falle Tom erleichtert um den Hals. Ich habe keine Ahnung, was er gemacht hat. Die Warnleuchte ist immer noch an, aber der Motor läuft erstmal und das ist im Moment das Wichtigste! Wir müssen versuchen, irgendwo hinzukommen, wo wir Licht und vor allem W-Lan haben, damit wir uns um Hilfe bemühen können.

"Wir werden nicht weit kommen", bremst Tom meine Euphorie. "Der Motor läuft nicht rund und nimmt kein Gas an."

Scheisse.

Meine Gebete werden bescheidener:"Lieber Gott, bitte lass den Motor wenigstens so lange laufen, bis wir in die Nähe einer Straßenbeleuchtung kommen!" 

Ich habe keine Ahnung, ob es an meinen Stoßgebeten lag oder ob es reiner Zufall war - es ist mir letztendlich auch egal, denn ich könnte weinen vor Freude, als wir an der nächsten Kreuzung eine Tankstelle vor uns erblicken! Wir schaffen es tatsächlich noch, auf den Parkplatz zu fahren, bevor der Motor erneut seinen Geist aufgibt - diesmal leider endgültig ...

Uns bleibt jetzt erstmal nichts anderes übrig, als hier zu übernachten und morgen nach einer Lösung zu suchen.

Zum Glück ist der Tankstellenbetreiber sehr hilfsbereit. Er gibt uns sein WLAN-Passwort und erlaubt uns, so lange hier zu bleiben, bis der Fehler behoben ist.

Uns bleibt erstmal nichts anderes übrig, als jetzt ins Bett zu gehen, und dann morgen bei Tageslicht und mit klarem Kopf zu überlegen, wie es nun weitergehen soll.

Und so verkriecht Tom sich am nächsten Tag im Motorraum, um nach dem Fehler zu suchen. Er findet aber keine sichtbare mechanische Ursache für das Problem:

So wie es ausschaut, muss der Fehlerspeicher mit einem Analyse-Gerät ausgelesen und ausgewertet werden, damit der Fehlercode aus dem Speicher gelöscht werden kann. Sonst verschwindet die blöde Warnleuchte nicht.

Ich kann mir gut vorstellen, wie Tom unter der Motorhaube gerade über die Elektronik im Auto schimpft, halte mich aber lieber mit jeglichen Kommentaren zurück. Mechanische Fehler kann man (bzw. Tom) ja selber beheben, aber wenn's an der Elektronik hapert, fühlt man sich irgendwie hilflos ausgeliefert - da braucht man keine zusätzlichen schlauen Sprüche von jemanden, der zudem null Ahnung von dem Thema hat.

Da nutze ich lieber die Zeit für anderweitige Tätigkeiten und befreie derweil unser Womo von der hiesigen Fiegenplage. Das ist meine Ausbeute aus nur fünf Minuten Jagd:

Blöderweise ist heute Sonntag, also müssen wir bis morgen warten, bis wir eine Werkstatt finden.  Zum Glück haben wir vor zwei Tagen unsere Solaranlage eingebaut, und da hier den ganzen Tag die Sonne scheint, müssen wir uns zumindest um die Stromversorgung keine Sorgen machen. Wir machen das beste aus unserer Situation und machen uns einfach ein schönes Rest-Wochenende an der Tankstelle 🙂

Zum Glück haben wir Freunde, die perfekt Spanisch sprechen und für uns die Telefonate erledigen, denn mit unseren dürftigen Spanisch-Kenntnissen wären wir gar nicht in der Lage, die Werkstätten anzurufen und ihnen zu erklären, wo wir sind und was wir für ein Problem haben. Und siehe da - anscheinend befindet sich ganz in der Nähe eine Cummins-Werkstatt, was natürlich ein Geschenk des Himmels wäre! Tom lädt sofort das Motorrad ab und macht sich auf den Weg, um die Werkstatt zu suchen:

Kurze Zeit später kommt er mit einer guten Nachricht zurück. Er hat die Cummins-Niederlassung gefunden und ist ganz begeistert, da er eine so moderne und gut ausgestattete Werkstatt hier in Mexiko nicht vermutet hätte: "Die Jungs kommen in einer halben Stunde vorbei, um den Fehler auszulesen. Und der Chef spricht sogar fließend englisch!" Ein Träumchen! 🙂

Aus der mexikanischen halben Stunde sind dann fast zwei Stunden geworden, aber egal, wir warten gerne. 🙂 Allerdings kommen die Jungs von Cummins schnell an ihre Grenzen. Sie wollen den Fehler auslesen, finden aber den dazu gehörenden Anschluss nicht. Die Suche geht weiter:

Letztendlich finden die Jungs dann doch den Anschluss und können so den Fehler lokalisieren. Anscheinend hat der Sensor vom Turbolader das Problem verursacht. Der Fehlerspeicher wird gelöscht ... und das soll´s gewesen sein. Wir sollen lediglich bei Gelegenheit einen neuen Sensor besorgen, damit das Problem nicht wieder auftaucht. Ok, wenn das sooo einfach ist, dann freuen wir uns natürlich umso mehr ...

Wir sind erleichtert, dass es endlich weitergehen kann - drei Tage Zwangsaufenthalt an einer Tankstelle sind mehr als genug. Außerdem wollen wir die Gastfreundschaft des Tankstellenbetreibers nicht über Gebühr strapazieren, daher bereiten wir schon mal alles für unsere Weiterfahrt vor. Am nächsten Morgen geht unsere Reise bei strahlendem Sonnenschein  endlich weiter:

Naja, zumindest die ersten paar Meter ...

Und dann geht die Motor-Warnleuchte wieder an.

Das kann doch jetzt nicht wahr sein, oder?!


>>> So hat alles angefangen: 1 bis 2 Jahre Nordamerika – die Idee

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