Wir freuen uns, als wir mit den letzten Sonnenstrahlen am
Campingplatz "Rice & Beans" in dem kleinen Missions-Örtchen
San Ignacio, mitten im Nichts der Baja, ankommen.
Nicht zuletzt, weil es sich um einen (den einzigen) PA-Campground auf der Baja California handelt. Das Schöne an diesen Passport-America-RV Parks ist, dass es sich meist um recht gut ausgestattete Parks mit guten sanitären Anlagen handelt – und man erhält als PA-Mitglied 50% Ermäßigung. Doch hier sieht die Realität anders aus und lässt uns fast aus den Latschen kippen...
Der Platz liegt, von Norden kommend, gleich am Ortseingang auf der rechten Seite und ist nicht zu übersehen.
Wir biegen von der Hauptstrasse, der Mex 1, im spitzen Winkel auf die Zufahrt des RV Parks ab und dann geht es noch mal mit unserem Wohnmobil ziemlich steil die Zufahrt hinunter. Auf dem Platz angekommen, haben wir fast freie Auswahl. Von den 28 Plätzen sind nur 4 belegt. Der RV Park, welcher sich selbst als „Erste Wahl“ im Ort bezeichnet, erinnert eher an einen direkt an der Hauptstraße gelegenen Parkplatz, als an einen guten RV Park.
Die 28 Plätze liegen direkt nebeneinander, ohne irgendeine
Abtrennung. Jedoch hat jeder seinen eigenen Wasseranschluss
(und das Wasser hat eine erstaunliche, überdurchschnittlich gute Qualität!) und einen Abwasseranschluss.
Wir entscheiden uns aber (auf Grund der Uhrzeit) jetzt gar nichts mehr, außer Strom, anzuschließen.
Wir gehen zur Rezeption, welche im zugehörigen Restaurant liegt und wollen für die erste Nacht bezahlen – und da trifft uns der
Schlag! Laut PA Mitgliedsverzeichnis kostet dieser Platz regulär 24,-US$, was an sich schon ein stolzer Preis für diese Region ist, und mit der Mitgliedskarte nur 12,- US$. Ehrlich gesagt, ist das für Mexiko auch kein richtiges Schnäppchen, aber noch vertretbar. An der Rezeption werden wir gefragt, ob wir PA Mitglied sind, was wir bejahen (vermutlich war das der Fehler). „Oh, das ist sehr gut“, sagt der freundliche Mitarbeiter, „denn dann erhalten Sie 50% Ermäßigung auf unseren regulären Tarif und sie zahlen nur 24,- US$.“
Enida und ich schauen uns kurz an und denken, dass es sich gerade um ein sprachliches Missverständnis handelt. Wir bestätigen den Preis von 50% Ermäßigung auf 24,-US$. So dass wir also 12,-US$ zahlen würden. Daraufhin schaut uns der Mitarbeiter ungläubig an und lächelt verlegen. „Nein, nein, 24,- US$ ist der rabattierte Preis“, gibt er uns jetzt mit ernsterer Mine zu verstehen. Es geht noch so lange hin und her, bis er (angeblich) seinen Chef anruft und dieser ihn in seinem Preis bekräftigt. Das sei der maximale Rabatt. Die Preise seien erhöht worden und das ist der aktuelle PA Preis. Wir sagen ihm, dass wir jetzt noch nicht zahlen wollen, sondern das erst noch in unseren Unterlagen prüfen möchten. Dieser Preis kommt uns etwas hoch vor und wir haben das Gefühl, dass er uns einfach nur über den Tisch ziehen will. Er bestätigt noch, dass der reguläre Preis 48,- US$ wäre… für einen RV Park mit miserabler Ausstattung (was sich aber erst später noch zeigen wird)…
Da noch ein paar andere auf dem Platz sind, fragen wir einfach unsere „Nachbarn“, was sie bezahlt haben. Die Antwort ist immer die gleiche: 24,- US$. Und auch die Antwort auf unsere Frage, ob Sie auch PA Mitglied sind ist immer die gleiche: Nein.
Jetzt werden wir langsam sauer. Denn wenn wir etwas nicht mögen, dann ist es wenn man uns verarschen will. Wir gehen zurück zum freundlichen Mitarbeiter und fragen ihn, warum die anderen Gäste, welche keine PA Mitglieder sind, auch nur 24,-US$ zahlen und nicht den vollen Preis?!
Er grinst uns an und sagt im Brustton der Überzeugung: „Das kann gar nicht sein. Haben Sie das von denen schriftlich? Sie können natürlich auch auf einen anderen RV Park umziehen, wenn es Ihnen lieber ist.“
Oh, da will sich jemand mit mir rhetorisch duellieren?! Sehr schön, denn ich bin genau in diesem Moment in der perfekten Stimmung dafür. Mir platzt nämlich gleich der Kragen.
Ich reiße ich mich jedoch zusammen und bleibe höflich, aber
bestimmend. „Nein, ich habe das natürlich nicht schriftlich“,
erwidere ich wahrheitsgemäß.
Der Mitarbeiter grinst mich überheblich an.
Unbeeindruckt von seiner überheblichen Art fahre ich fort: „Aber wenn Sie drauf bestehen, kann ich gerne einen der anderen Camper holen. Was ich aber schriftlich habe, ist Ihr Angebot im PA Katalog. 24,- reguläre und 12,- für PA Mitglieder. Wir werden daher genau 12,- US$ zahlen und keinen Cent mehr. Nebenbei werden wir Ihr Vorgehen natürlich bei PA melden. Ach ja. Habe ich schon erwähnt, dass wir eine Website haben und dort über unsere Reise und gemachte Erfahrungen berichten? Sollte ihr Chef mit den 12,-US$ nicht einverstanden sein werden wir natürlich auch über diese
Erfahrung berichten. Sagen Sie uns einfach morgen Bescheid.“
Auf einmal grinst der freundliche Mitarbeiter nicht mehr
überheblich und versichert uns, dass er noch Mal mit seinem
Chef telefonieren würde, um sich für uns und einen guten Preis einzusetzen… Blabla…. Wir bedanken uns und gehen zurück ins Wohnmobil.
Da die Duschen aktuell renoviert werden (es sieht eher so aus, als wenn diese schon seit Ewigkeiten nur noch Ruinen sind) teilt uns ein weiterer Mitarbeiter mit, dass wir im Zimmer 14 des angeschlossenen Hotels duschen könnten. Gesagt getan. Sachen gepackt und ab in die Dusche.
Igitt!!!
Was ist das denn bitteschön? Eine Dusche? In einem Hotel? Im
„ersten Hotel“ am Platz? Wo der Campground schon 48,- US$ kosten soll? Wann wurde die denn das letzte Mal geputzt? Vermutlich noch nicht in diesem Jahrtausend… Die Armaturen sind zwar ziemlich verkalkt, funktionieren aber erstaunlicherweise relativ gut.
Ziemlich eklig sind die schwarz-weiß marmorierten Fliesen. Aber warum hinterlassen meine Badeschlappen weiße Streifen?! Ups, nee, sind ja gar nicht schwarz-weiß marmoriert. Das sind ja nur massenhaft Haare. Beim genaueren Hinsehen sogar sehr viele von diesen kleinen, kurzen, gekräuselten Haaren…. Ihr wisst schon… Mmmmhh… 😉
Zwei Hotelhandtücher beheben das Problem einigermaßen. Das
erste auf den Boden und mit den Füßen als Wischmopp benutzt, das andere als Unterlage. Das zum Glück schöne heiße Wasser lässt es trotzdem noch eine angenehme Dusche werden.
Na dann: gute Nacht.
Der nächste Morgen. Die Nacht war durchwachsen. Ca. 30m von der Hauptstraße entfernt, hatten wir jedes Mal ein „Mittendrin, statt nur dabei“-Feeling, wenn ein LKW am Ortseingang seine Motorbremse benutzte (welche natürlich keinen Schalldämpfer besaß,
sondern eher dem kernigen Sound eines großkalibrigen Maschinen-
gewehrs glich) und damit seine Geschwindigkeit drosselte. Und davon gab es leider genug. Schließlich ist die Mex 1 die einzige
asphaltierte Straße, welche den Norden mit dem Süden verbindet. Von Ruhe also keine Spur. Bevor wir in den Ort fahren, wollen wir noch eben bezahlen gehen uns sind gespannt, was uns jetzt berechnet wird.
Wir erfahren, dass der Inhaber natürlich mit 12,- US$ einverstanden ist. Zwar sei der reguläre Preis tatsächlich… blablabla… aber er möchte natürlich zufriedene Kunden und deshalb gibt er uns diesen besonderen Rabatt. Oh Mann… Die müssen Touristen ja wirklich für sehr dämlich halten. Wie auch immer. Wir haben den ausgewiesen Preis erhalten. Leider hat der RV Park Rice & Beans in San Ignacio damit leider keine gute Werbung für sich selbst gemacht. Auch wenn sie uns letztendlich den beworbenen Preis berechnet haben – einen bitteren Beigeschmack haben sie trotzdem hinterlassen.
Aber jetzt schwingen wir uns erst mal auf unsere XR 650 und erkunden das kleine, verschlafene Missions-Örtchen San Ignacio.
Leider hat auch in diesem Ort der Hurrikan keinen Halt gemacht. Etliche Straßen und Gebäude wurden zerstört. Der Fluss trat massiv über die Ufer, so dass das, was der Hurrikan nicht zerstörte, vom Hochwasser des Flusses weggerissen wurde.
Als wir durch die Straßen fahren, sind viele Arbeiter immer noch mit Wiederaufbauarbeiten beschäftigt. Das Sportstadion, welches neben dem Fluss liegt, bzw. lag, ist eine reine Trümmerlandschaft.
Zum Glück liegt der Ortskern deutlich höher, so dass dieser
zumindest vom Hochwasser des Flusses verschont geblieben ist. Somit können wir auch die schöne Missionskirche besuchen, welche 1786 erbaut wurde. Und warum Enida beim Anblick eines Straßencafés gleich an Ihre beste Freundin denken muss, verrät auch eines der Fotos 😉
Der Ort ist schnell erkundet und so sind wir nach wenigen Stunden wieder bei Fred, unserem Wohnmobil. Wir wollen noch schnell „dumpen“, also unser Abwasser entsorgen, Motorrad aufladen und dann weiter nach Mulegé.
Als wir unser Abwasser entsorgen wollen, können wir den Deckel zum Abwasserkanal jedoch nicht öffnen (wir haben 6 verschiedene Anschlüsse ausprobiert). Ein Mitarbeiter muss mit einer großen Zange kommen, um den Deckel abzuschrauben. Dass der ganze Kanal staubtrocken ist, zeigt mir, dass es wohl nicht viele Gäste gibt, die hier länger stehen. Haben wir eigentlich erwähnt, dass der Pool auch ziemlich verdreckt ist? Egal.
Sollten wir noch mal in San Ignacio einen RV Park suchen, so
würden wir das nächste Mal auf „Palapa La Presa“ oder auf
„Camping Petates“ fahren. Letzterer war bei unserer Erkundungstour noch im Aufbau, da beide direkt am Fluss lagen und ziemlich beschädigt wurden. Einfach von der Mex1 am ostwärtigen Orts-
ausgang Richtung Süden abbiegen. Der "Palapa" liegt direkt vor der ersten Rechtskurve. Zum „Petates“ einfach der Straße noch ein paar Hundert Meter weiter folgen. Den Fluss überqueren und direkt
hinterm Fluss rechts abbiegen.:
Beide Plätze liegen landschaftlich traumhaft. Zwar haben diese keine Hook-Ups, aber Frischwasser bekommt man an (fast) jeder
Pemex Tankstelle oder gegen Bezahlung an allen „Purificada“, den Trinkwasser-Filteranlagen, für kleines Geld (0,50 Pesos/ Liter) gefüllt.
Jetzt geht´s aber erst weiter ins 140 km entfernte Mulegé. Vorbei an den 3 Bilderbuch-Vulkanen „Three Sisters“ (Drei Schwestern). Wir werden auf diesem Weg auch die steilste Serpentinenstraße der ganzen Baja California fahren, worauf sich meine Maus schon besonders freut… 😉
>>> So hat alles angefangen: 1 bis 2 Jahre Nordamerika – die Idee
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