Am frühen Nachmittag kommen wir in Graceland an. Es ist nicht schwer zu finden, wir fahren einfach den Elvis Presley Boulevard entlang Richtung Norden…
…und sehen schon von weitem die bunt bemalte Mauer, die das Grundstück von Elvis` Haus eingrenzt.
1948, als Elvis 13 Jahre alt war, zog er mit seiner Familie nach Memphis. Sie mieteten sich für $ 11,- / Woche in einer Pension ein. Sein Vater Vernon fand kurz darauf einen Job im Süden von Memphis. Die Familie war immer noch sehr arm, was sich in den kommenden Jahren jedoch schlagartig ändern sollte.
1953 machte Elvis seinen High School Abschluss. Seine Musik-Karriere began 1954 und 1956 war er bereits eine internationale Sensation.
1957, mit gerade mal 22 Jahren, kaufte Elvis die Graceland-Villa für $ 102.500,- und zog mit seinen Eltern hier ein.
Heute gehört Graceland Elvis` Tochter Lisa Marie, die das Haus im Originalzustand belassen und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Zusammen mit dem gegenüberliegenden Grundstück ist hier eine riesige Gedenkstätte entstanden, die das Herz eines jeden Elvis-Fans höher schlagen lässt.
Wir holen zuerst unsere Karten ab.
Unsere Tickets (Platinum Tour) kosten $ 37,-pro Person und beinhalten eine interaktive iPad-Tour durch die Graceland-Villa und das gesamte Grundstück, Gracelands Archive-Studio, Elvis´ Automobil-Museum, Elvis: Las Vegas, Elvis: Hawaii.
Wir werden natürlich eingeladen und dürfen uns alle Attraktionen kostenlos anschauen:
Wieso wurden wir schon wieder eingeladen? Das erklären wir in unserem Urlaubs-Schnäppchen-Report – ganz einfach zum Nachmachen 🙂
Als erstes besichtigen wir die Graceland-Villa.
Wir bekommen ein iPad und Kopfhörer und können uns damit interaktiv in dem Haus umschauen. Die Tour gibt es in verschiedenen Sprachen, u.a. auch auf Deutsch. Zu jedem Zimmer gibt es interessante Hintergrundinformationen, 360° Ansichten, viele Original-Bilder der Familie und O-Töne von Lisa Marie und Priscilla Presley.
Mit einem Bus werden wir zu dem Eingang gefahren und erfahren schon während der Fahrt viele interessante Fakten rund um Graceland. Schnell noch ein Foto vor dem Eingang, bevor wir durch die imposante Eingangstür hinein gehen – so, wie es Elvis unzählige Male auch getan hat…
Wow, was für ein Gefühl! In dem Moment, als ich dieses Haus betrete, bekomme ich Gänsehaut. Ich fühle mich 50 Jahre zurück versetzt und tauche ein in eine ganz besondere Welt…
Wir dürfen uns alle Räume anschauen, bis auf die Zimmer im Obergeschoss, wo sich u.a. das Schlafzimmer von Elvis befindet. Dieser Bereich soll auf Wunsch der Familie privat bleiben.
Direkt im Eingangsflur hängt ein Bild, von dem uns ein süßes kleines Mädchen anlächelt: Lisa Marie, die Tochter von Elvis:
Wir schauen nach rechts und es verschlägt uns die Sprache! In diesem bescheidenen Wohnzimmer hat Elvis seine Freunde empfangen! Genug Platz hatten sie ja auf dieser sieben Meter (!) langen Couch… Ich kann mir richtig vorstellen, wie Elvis drüben am Klavier spielt und um ihn herum wild gefeiert wird…
Überall hängen private Familienfotos, wie hier von Elvis und seinen Eltern:
Hinter dem Wohnzimmer hatten seine Eltern Ihr eigenes Reich:
In der Ankleide hängen immer noch die Kleider seiner Mutter, als würde sie jeden Moment zurückkommen und sich umziehen wollen.
Gegenüber dem Wohnzimmer befindet sich das Esszimmer. Der Esstisch ist liebevoll gedeckt mit dem Original-Hochzeitsporzellan von Elvis und Priscilla. Wenn Lisa Marie ihr Elternhaus besucht, dann isst sie auch heute noch an diesem Tisch.
Die angrenzende Küche ist ein Erlebnis für sich. Einfach riesig! Selbst die Rechnung der damals neu gekauften Mikrowelle existiert noch - Elvis´ Vater Vernon hat sie – wie auch alle anderen Rechnungen - beglichen. Die Küche geht direkt in das Dschungelzimmer über, welches Elvis offensichtlich nach einem Kaufrausch eingerichtet hat. Vor allem der flauschige grüne Teppich war ganz typisch für diese Zeit 😉 Elvis hat hier einen Wasserfall in die Wand einbauen lassen, was dem ganzen Zimmer das gewisse Etwas verleiht. Lisa Marie berichtet, dass das ihr Lieblingszimmer war und dass sie sich auch heute noch daran erinnert, wie sie sich als kleines Mädchen auf der Couch in eine Decke gekuschelt und ihrem Papa stundenlang beim Gitarre spielen zugehört hat. Sie hat ihren Vater vergöttert.
Von hier aus gehen wir in den Keller und kommen in Elvis´ liebevoll eingerichteten Multimediaraum: 3 TVs, Kinoleinwand, Soundanlage, Kamin, Bar – alles was man für einen gemütlichen Kinoabend mit Freunden braucht 😉
Der Blitz an der Wand darf hier natürlich nicht fehlen. Elvis` Markenzeichen. Verbunden mit den Buchstaben TCB steht der Blitz für: Taking Care of Business in a Flash. Seine Geschäfte waren ihm immer wichtig und er hat Wert darauf gelegt, dass immer alles blitzschnell erledigt wird.
Direkt gegenüber erreichen wir das Billardzimmer. Diesen hat Elvis mit einem knatschbunten Stoff auslegen lassen und hier wilde Partys gefeiert. Man sieht heute noch einen großen Riss im Filz, den ein übermütiger Freund von Elvis bei einem misslungenen Trickspiel reingemacht hat.
Aber das ist noch lange nicht alles!
Wir gehen raus und kommen in ein kleines Nebengebäude. Hier hat Elvis` Vater Vernon ein Büro eingerichtet. Das war sozusagen die Kommandozentrale. Säckeweise Liebesbriefe wurden hier beantwortet, Rechnungen bezahlt, Pressetermine koordiniert usw. Vernon hat alles ganz streng regiert – in Sachen Business verstand er keinen Spaß.
Die Villa ist auch von der Rückseite eine Augenweide – eine Ruheoase mit Pool und großem, gepflegten Garten. Eine riesige Pferdekoppel (Elvis hatte 12 Pferde!) rundet das Bild ab.
Aber auch das war noch nicht alles. Weitere Nebengebäude sind rappelvoll mit Erinnerunsstücken, wie z.B. die „Hall of Gold“. Hier sind viele seiner Auszeichnungen zu bewundern, aber auch sehr private Gegenstände, wie z.B. das Hochzeitskleid von Priscilla Presley, die er am 1. Mai 1967 geheiratet hat. Elvis hat die damals 14-jährige (!) Offiziertochter Priscilla Ann Beaulieu übrigens in Deutschland kennen gelernt, in der Zeit, wo er als junger GI in Friedberg stationiert war (1958 bis 1960). 1963 zog sie zu ihm in die Villa. Die Ehe wurde 1972 geschieden.
In einem weiteren Nebengebäude, welches damals ein Squash-Court war, sind weitere private Gegenstände ausgestellt: Auszeichnungen, Bühnenoutfits u.v.m.- alles mit viel Liebe thematisch sortiert.
Eine original-Eintrittskarte für eines der letzten Konzerte von Elvis im Juni 1977:
Am 16. August 1977 starb Elvis in seinem geliebten Haus, kurz bevor er zu seinem nächsten Konzert aufbrechen wollte. Er wurde neben seiner Mutter auf einem Friedhof in Memphis beigesetzt. Nachdem man im Oktober 1977 versucht hat, seinen Leichnam zu klauen, hat sein Vater die Sondererlaubnis erhalten, Elvis und seine Mutter hier auf Graceland zu begraben.
Elvis liebte seinen Meditationsgarten auf Graceland. Er ließ ihn in den 1960ern errichten und genoss diese Ruheoase, fernab von den hysterischen, kreischenden Fans. Hier konnte er in der hektischen Zeit Kraft tanken und hier hat er letztendlich auch seine letzte Ruhe gefunden.
Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken runter, als wir uns dem Meditationsgarten nähern. Das iPad zeigt uns den Weg:
Unbeschreiblich, was für eine Energie hier zu spüren ist. Tom und ich sind ganz alleine, die anderen Besucher sind schon lange weg. So können wir diesen kostbaren Moment ganz ungestört erleben.
Da liegen sie nun vor uns:
Ganz links Minnie Mae Presley - Elvis` Oma väterlicherseits. Sie hat alle überlebt und ist 1980 in einem stolzen Alter von knapp 90 Jahren als letzte verstorben:
Rechts daneben liegt Elvis, der leider nur 42 Jahre alt wurde. An seinem Grab leuchtet symbolisch ein ewiges Licht.
Und natürlich darf der TCB-Blitz nicht fehlen…
Neben Elvis wurde sein Vater Vernon begraben, der zwei Jahre nach seinem Sohn starb:
Elvis Mutter Gladys, die bereits 1958 (als Elvis beim Militär war) mit nur 46 Jahren an Tuberkulose verstarb, liegt neben ihrem Mann:
Jessie Garon Presley, Elvis` tot geborener Zwillingsbruder, der in Tupelo begraben wurde, hat hier auch einen kleinen Gedenkstein:
Wir verweilen hier sehr lange und lassen die Eindrücke von heute nachwirken. Den ganzen Tag durften wir im Zeitraffer das Leben von Elvis mitverfolgen und stehen nun vor seinem Grab. Ein unbeschreibliches Gefühl!
Die Worte seines Vaters auf Elvis` Grabstein berühren mich ganz tief. Vor allem der Satz:
„Gott hat gemerkt, dass er dringend Ruhe brauchte und holte ihn nach Hause.“
Es wird langsam dunkel, als wir uns endlich losreißen können. Noch ein letztes Foto, dann geht`s weiter:
Jetzt sind wir wieder am Eingang von Graceland:
Hier wartet ein Bus auf uns. Wir sind ja noch nicht fertig! Es geht zu einem weiteren Nebengebäude auf dem Grundstück, welches zum „Archives Studio“ umgebaut wurde. Hier bekommen wir eine Privatvorstellung ganz besonderer Art! Auf einer großen Leinwand werden uns unzählige, bisher nicht veröffentlichte Bilder aus dem privaten Fotoalbum von Elvis und seiner Familie gezeigt:
Dieses Bild mochte er besonders gerne und hat eine handschriftliche Notiz auf der Rückseite hinterlassen:
Und jetzt kommt der absolute Hammer! Elvis´ Handy:
Er hatte so einen Koffer mit Telefon mal in einem James Bond Film gesehen und wollte unbedingt auch mobil telefonieren können. Da ihm die Handhabung zu kompliziert war, hat er in den Koffer einen Spickzettel geklebt:
Es ist irre, wie viel private Einblicke wir hier bekommen. Egal ob es die original Spendenquittungen / Schecks waren (Elvis war sehr großzügig und hat immer ausgeholfen, wenn jemand mal knapp bei Kasse war) oder Verträge, die er unterschrieben hat – alles wurde sorgfältig dokumentiert und aufgehoben.
Jetzt ist der Tag schon um und wir haben erst einen kleinen Teil des Anwesens gesehen. Ok, dann wird jetzt umgeplant. Spontan entscheiden wir uns, noch einen Tag länger in Memphis zu bleiben und morgen den Rest anzuschauen. Schnell suchen wir uns den nächsten Walmart Parkplatz aus (nur wenige Meilen südlich von Graceland) und machen uns auf den Weg.
Hunger! Wir haben - ohne es zu merken - den ganzen Tag noch nichts gegessen. Und da taucht wie bestellt ein ALDI vor uns auf!
Oh wie schön, ein Stückchen Heimat 🙂 Wir sind sehr gespannt auf die Produktpalette und durchstöbern neugierig die Gänge:
Toms Lieblingsschoki haben sie schon mal, also ab in den Einkaufswagen! (Später stellt er aber fest, dass sie nicht annähernd so gut schmeckt wie das deutsche Pendant.) Sonst ist aber alles so aufgebaut, wie bei ALDi Deutschland, nur die Produkte sind auf den amerikanischen Markt angepasst:
Als wir die Preise für unsere geliebten Pistazien sehen, kippen wir fast um!
Nüsse scheinen hier grundsätzlich Luxusgüter zu sein… Also, sollte uns jemand mal ein Paket schicken wollen, bitte unbedingt ein paar Tüten ALDI-Pistazien (die gesalzenen in der grünen Packung) mit einpacken 😉
Wir kaufen deutsches Brot (so gerne ich sie mag, aber die Amis können leider kein leckeres Brot backen) und deutschen Käse und machen uns auf den Weg zu unserem Nachtlager.
>>> So hat alles angefangen: 1 bis 2 Jahre Nordamerika – die Idee
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Toller Bericht und Bilder - macht immer Spaß bei euch zu lesen und ein bisschen "positiver Neid " ist auch dabei - auf die schönen Erlebnisse die ihr habt 🙂
weiterhin gute Fahrt -
Vielen Dank liebe Susi & Werner! Es ist soooo schön zu wissen, dass wir mit unseren Berichten andere Menschen berühren, unterhalten oder inspirieren können. Wir hoffen, dass Ihr uns noch lange verfolgen werdet 🙂 Liebe Grüße, Enida & Tom
wieder mal ein Hammerartikel von euch beiden, der mich als ewigen Elvis Fan auch sehr interessiert und berührt hat. TOLL! Vielen Dank und alles Gute für eure weitere Reise durch die USA.
Danke lieber Christian! Als Elvis-Fan wirst Du Dich bestimmt auch über den nächsten Blog-Artikel freuen - da dreht sich nochmal alles um den King 😉 Auch Dir liebe Grüße und alles Gute! 🙂