Massenkarambolage auf der Autobahn

Yeah, es geht wieder weiter!

Heute werden wir erneut eine Staatsgrenze überfahren. Wir sind auf dem Weg nach Sierra Vista, Arizona:

2015-01-23_2009

Hier werden wir Kurt besuchen. Kurt war mit der US Army einige Jahre in Deutschland und in der Zeit haben wir zusammen ein paar coole Outdoor-Events gemacht. Aktuell ist er im Fort Huachuca in Sierra Vista. Und genau da geht´s heute hin. Vor uns liegen ca. 5 Stunden Autofahrt, welche uns schon nach wenigen Kilometern das Blut in den Adern gefrieren lassen sollen…

Es geht auf die I-10 Richtung Westen und nach 200km ist es soweit. Wir passieren die Grenze zum „Grand Canyon State“ – Arizona.

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Wir waren schon ein paar Mal hier (u.a. 2001, als wir im Grand Canyon geheiratet haben), so dass wir natürlich sofort anfangen, in alten Erinnerungen zu schwelgen. Zudem sind wir total auf das 
Willkommens-Schild fokussiert, um ein gutes Foto zu ergattern, so dass ich für wenige Augenblicke vom Straßenverkehr abgelenkt bin.
Wir fahren mit ca. 90km/h. Im Vergleich zu den LKWs und anderen Autos eher eine gemütliche Geschwindigkeit. Und das ist gerade jetzt gut so.

Mein Blick geht wieder nach vorne und ich sehe, dass die rechte Fahrspur, auf der wir uns befinden, gesperrt ist. Ich gehe langsam auf die Bremse, setze den Blinker und suche eine Lücke, wo ich auf die linke Spur wechseln kann. Der Verkehr auf der linken Fahrspur wird auch deutlich langsamer und als ich gerade rüber ziehen will, sehe ich im Rückspiegel einen LKW, der mit hoher Geschwindigkeit von hinten (auf der rechten Fahrspur) ankommt. Anscheinend sieht er nicht, dass nicht nur ich langsam fahre, sondern auch die linke Fahrbahn. Er setzt zum Überholen an. Sein Blinker leuchtet auf und der riesige Truck zieht auf die linke Fahrbahn, die mittlerweile langsamer fährt als ich.

„Scheiße, ist der Idiot blind?!“ fluche ich laut und Enida schaut mich erschrocken an.

„Was ist los?“ fragt sie.

Eine Antwort brauchte ich ihr nicht mehr zu geben. Ich mache einen kleinen Schlenker nach links in der Hoffnung, dass der LKW glaubt, dass blöde Wohnmobil (also ich) wolle vor ihm die Spur wechseln und er endlich bremsen würde. Weit gefehlt. Im Gegenteil. Er gibt Lichthupe und lässt sein Pressluft-Horn ertönen.

„Scheiße!“ fluche ich wieder.

Dieser Idiot ist immer noch zu schnell. Und viel zu nah. Mir wird klar, dass es zum Bremsen für ihn zu spät ist. Ich ziehe soweit es geht an den rechten Straßenrand und gehe mächtig in die Eisen.

Plötzlich höre ich wie neben mir die Bremsen quietschen. Der Idiot hat´s also gemerkt. Klasse. Die Reifen fangen an zu qualmen. Der LKW rutscht. Er rutscht genau auf das Stau-Ende zu. Das darf nicht wahr sein! Schafft er es?

Nein, unmöglich!

Im letzten Moment schafft er es, seinen Truck wieder unter 
Kontrolle zu bringen. Er steht. Endlich. Genau auf der Mittellinie. Rechts stehen wir. Sein Führerhaus genau auf Höhe des unseren. Unsere Blicke treffen sich. Erleichterung und Schock stehen ihm ins Gesicht geschrieben. Mir auch. Wenn er es nicht geschafft hätte, sich zwischen den beiden Spuren auf die Mittellinie zu drängeln, hätte er die letzten drei Autos am Stauende zerquetscht. Das hätte böse ausgehen können.

Danke Universum. Danke Schutzengel.

Nachdem die Schrecksekunden vorbei sind, realisieren wir erst, warum hier überhaupt der Stau war. Das Bild, welches sich uns 
bietet, lässt es mir eiskalt den Rücken runterlaufen. Hier werden jede Menge Autowracks abtransportiert. Eine Massenkarambolage. Die meisten Fahrzeuge völlig ausgebrannt. Gänsehaut. Das hätte vor wenigen Sekunden auch uns treffen können.


Aber zum Glück ist nichts passiert. Und so soll es bitte auch bleiben 🙂

Die weitere Fahrt nutzen wir, um ein paar schon länger geplante Telefonate mit der Heimat zu machen. Lange Autofahrten sind 
immer ein guter Anlass, Familie und Freunde anzurufen.

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Auf einmal ändert sich die Landschaft drastisch. Rechts und links von der Fahrbahn sehen wir wunderschöne Felsformationen in den unterschiedlichsten Farbtönen. Einfach wunderschön.

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Bevor wir von der I-10 Richtung Süden nach Sierra Vista abbiegen, halten wir noch schnell an einem Campingplatz an, um unseren Gas-Tank (Propan Gas) aufzufüllen. Da die letzten Nächte im Guadalupe National Park ziemlich kalt waren, haben wir einiges 
verbraucht, um unser Wohnmobil (und auch uns) ein bisschen aufzuheizen. Nach ca. 5 Minuten sind 22 Gallonen getankt. Da wir nur 24 Gallonen Tankinhalt haben, war es höchste Zeit...

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60 Minuten und einen Regenbogen später sind wir endlich da: an der US-Army Kaserne „Fort Huachuca“.

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Leider haben wir vom Fort keine Karte und da sich unser Navi dort auch nicht auskennt, kommen wir uns auf dem Gelände etwas verloren vor (die Kasernen sind so was wie eigene Städte). Ein kurzer Hilferuf per Skype und Kurt gabelt uns 10 Minuten später auf.

Da es gleich schon dunkel wird, passiert heute nicht mehr viel. Wir richten uns auf dem Campingplatz ein...

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... und dann macht Kurt mit uns eine kleine Rundfahrt über das Gelände und zeigt uns die verschiedenen Einrichtungen.

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Es fasziniert mich jedes Mal aufs Neue. Neben den üblichen Einrichtungen wie Restaurants, Schießbahnen, Tontauben-Schießanlagen und riesigen Sportanlagen, hat dieses Fort sogar einen eigenen Reitstall und eine Schießanlage für Pfeil und Bogen.

Abends gehen wir mit Kurt, Michelle und der kleinen Sunseray gemütlich essen...

... und fallen anschließend todmüde ins Bett.

Wir freuen uns schon richtig auf die nächsten Tage, denn hier ist der reinste Abenteuer-Spielplatz für große Jungs (und Mädchen)!

>>> So hat alles angefangen: 1 bis 2 Jahre Nordamerika – die Idee

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2 thoughts on “Massenkarambolage auf der Autobahn”

  1. ich war so etwa über 30 mal in der USA.Euer sehr gut geschriebene Bericht mit interessanten Fotos macht mich echt neidisch. Und hier ist es kalt und es schneit. Tamm bei Stuttgart.Seit vorsichtig und weiterhin gute Fahrt. FB= harry vanselow

    1. Hi Harry,
      danke für Deinen Kommentar und das Lob zu unserem Blog. Freut uns sehr. Insbesondere, wenn es von einem "Fachmann" kommt, der schon so oft in den USA war 🙂
      Weißt Du schon wann Dein nächster USA Tripp startet und wo er hingehen soll?
      Sonnige Grüße nach Stuttgart!

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