Entgegen aller Warnungen - zu Fuß über die Grenze nach Tijuana (Mexiko)

Ach ja, da war ja noch was … Unser geklautes Motorrad!

Wir kämpfen nach wie vor mit der Versicherung, die es nach fast 4 Monaten immer noch nicht geschafft hat, unseren Fall zu bearbeiten. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft wir schon mit der Versicherung gesprochen und wie viele Formulare wir bereits ausgefüllt haben … Jetzt möchten sie für die endgültige Bearbeitung den Original „Title“ (Fahrzeugbrief) und die Schlüssel haben. Wir könnten die Unterlagen zwar per Post zu der Versicherung nach Mexiko schicken, aber das ist uns zu heiß. Wenn die Papiere auf dem Postweg verloren gehen, war´s das. Ohne Title zahlt die Versicherung keinen Cent.

Unsere Versicherung, die Qualitas, hat in Tijuana eine Niederlassung. Wir beschließen, einfach rüber zu laufen und die Papiere persönlich zu übergeben.  Adisa erklärt uns, dass sich direkt an der Grenze ein großes Shopping- und Outlet-Center befindet, wo wir das Auto stehen lassen können. Von dort sind es dann nur wenige Meter zu Fuß bis zur mexikanischen Grenze. Wir dürfen nur die letzte Ausfahrt nicht verpassen, die jedoch sehr gut ausgeschildert ist:

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Kaum sind wir am Outlet-Center angekommen, schalte ich sofort auf „Shopping-Modus“ um und will „wenigstens mal kurz reingucken“.

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Da Tom mich nun schon ein paar Jahre kennt und weiß, dass es bei mir (naja, wie bei fast allen Frauen) kein „nur mal kurz gucken“ gibt, lässt er sich gar nicht erst auf eine Diskussion ein.

„Wir haben keine Zeit zum Trödeln! Erst klären wir das mit der Versicherung, danach kannst du bummeln, soviel du willst“, sagt er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet.

„Sir! Jawoll! Sir!“, sage ich mit tiefer Stimme und tue so, als würde ich vor ihm salutieren. Eigentlich hat er ja Recht, nur werde ich einen Teufel tun und das zugeben 😉

Parkplätze gibt es hier auf jeden Fall genügend - offiziell natürlich nur für Kunden (die ich als Frau ja potentiell immer bin) – so, dass wir uns zumindest darüber keine Gedanken machen müssen.

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Wir packen etwas Marsch-Verpflegung ein und machen uns zu Fuß auf den Weg zum Grenzübergang:

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Das geht alles ziemlich flott und ehe wir uns versehen, sind wir schon „drüben“:

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Willkommen in Tijuana!

Wie hätte es ausgeschaut, wenn wir mit dem Auto rübergefahren wären? Naja, nach Mexiko rein wäre es kein Problem - fließender Verkehr, keine Wartezeiten:

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Von der anderen Seite (Grenzübergang von Mexiko in die USA) sieht das Ganze dann so aus:

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Ohjeohje, werden wir auf dem Rückweg als Fußgänger auch so einen Stau haben? Wir werden sehen …

Jetzt müssen wir aber erstmal schauen, dass wir unseren Versicherungskram erledigt bekommen. Das Büro der „Qualitas“ liegt knapp 4km von der Grenze entfernt. Wir verzichten auf ein Taxi und entscheiden uns für´s Laufen -  so sehen wir ganz nebenbei auch ein bisschen was von der Stadt:

Qualitas

Uns ist durchaus bewusst, dass Tijuana mit ihren knapp 1,7 Mio. Einwohnern, den vielen Slums und sich bekriegenden Drogenbanden nicht gerade bekannt dafür ist, die friedlichste  Stadt auf der Welt zu sein. Natürlich haben uns unsere amerikanischen Freunde auch wieder die abenteuerlichsten Horrorgeschichten von ausgeraubten und ermordeten Touristen erzählt. Sie haben das von Bekannten mitbekommen, deren Cousine 3. Grades es von ihrer besten Freundin gehört hat …  Das Übliche halt. Klar sind wir vorsichtig, aber wir lassen uns nicht verrückt machen.

Wir haben auch gehört, dass man, kaum hat man die Grenze überquert, von Bettlern belästigt wird, die teilweise sogar handgreiflich werden, wenn  man ihnen nichts gibt. Nichts davon können wir bestätigen. Natürlich sehen wir hier und da mal einen Bettler, aber keiner von ihnen spricht uns an und wir fühlen uns auch in keinster Weise bedroht. Und ganz ehrlich – in München, Las Vegas oder San Diego hängen wesentlich mehr Bettler rum als hier…

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Als wir bei der Versicherung ankommen, bekommen wir dann doch wieder zu spüren, dass wir in Mexiko sind. Die Mühlen mahlen hier einfach langsamer. Selbst der gewissenhafte deutsche Beamte könnte in Puncto Langsamkeit von den Kollegen hier noch einiges lernen… Gut, dann gibt´s halt einen kleinen Power-Nap, während wir auf unsere Papiere warten.

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Als dann endlich alles geklärt ist heißt es: “In etwa 10 Tagen erhalten Sie Ihren Scheck.“

Och nööö ... „Warum kriegen wir den denn nicht direkt mit?“, wollen wir wissen.

„Weil noch einige Unterschriften benötigt werden.“

Na super, die schicken uns den Scheck per Post … wohin eigentlich? Wir wollten nächste Woche ja zu Kevin, also geben wir seine Adresse an, in der Hoffnung, dass es diesmal wirklich nur 10 Tage dauert. Wie hoch der Scheck sein wird, kann uns der Sachbearbeiter auch noch nicht sagen, aber wir werden auf jeden Fall ein paar hundert Dollar einbüßen, weil unser Motorrad laut Versicherung innerhalb der zwei Monate (!), in denen es bei denen versichert war, einen gigantischen Wertverlust erlitten hat.  Es ist uns mittlerweile egal, wie hoch der Scheck sein wird, wir wollen einfach nur, dass der Vorgang endlich abgeschlossen ist und wir uns nicht mehr mit der Versicherung herumschlagen müssen.

„Können Sie uns das Geld denn nicht einfach überweisen?“, unternimmt Tom noch einen letzten Versuch und bekommt als Antwort einen verständnislosen Blick. Natürlich nicht, wieso haben wir überhaupt gefragt …

Das bequeme (und kostenlose) online-Banking, was in Deutschland so selbstverständlich ist, ist hier undenkbar. Eine Überweisung ist derart teuer, dass man hier gar nicht erst auf die Idee kommt, mit etwas anderem als mit einem Scheck (oder eben Kreditkarte) zu bezahlen. Daran werden wir uns wohl nie gewöhnen …

Wir haben Glück, dass wir ein Konto bei einer amerikanischen Bank haben, denn sonst wäre der Scheck für uns nur ein wertloses Stück Papier. Darauf muss man beim Abschluss einer Fahrzeug-Versicherung erst einmal kommen! Natürlich sagt einem bei der Versicherung keiner, dass  man im Schadenfall ein US-Bankkonto benötigt, oder man hat halt Pech gehabt.

Als wir endlich fertig sind, ist es schon später Nachmittag und wir haben Hunger!

Nachdem wir uns ein wenig gestärkt haben, machen wir uns wieder auf den Rückweg Richtung US-Grenze. Wir schauen uns noch ein bisschen in Tijuanas Kulturzentrum um …

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… wollen dann aber doch wieder weiter, weil wir nicht wissen, wie lange wir an der Grenze warten müssen.

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Ohje… Die Schlange ist lang. Seeehr lang. Das kann dauern … Zumindest gibt es hier free WiFi, so dass wir uns die Wartezeit mit einer Status-Aktualisierung auf Facebook verkürzen können:

Nach knapp 1,5 Stunden (!) Wartezeit am Grenzübergang, sind wir endlich wieder in den USA.

 Jetzt brauche ich erstmal einen Kaffee! 🙂

Nach einem weiteren Arbeitstag in unserem "Outdoor-Office" bei Adisa & Dima ...

... wird es Tom schon wieder langweilig. Er ist und bleibt ein Adrenalinjunkie - und so lässt auch das nächste Abenteuer nicht lange auf sich warten ...


>>> So hat alles angefangen: 1 bis 2 Jahre Nordamerika – die Idee

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