„Das können wir ja später immer noch machen“, ist eine beliebte Verzögerungstaktik, die wir irgendwie nicht loswerden. So wollten wir z.B. – seit wir im letzten Jahrtausend nach München gezogen sind – unbedingt mal eine offizielle Sight-Seeing-Tour machen. Gehört ja irgendwie dazu, oder? Hop-On Hop-Off-Touren haben wir in jeder größeren Stadt gemacht, in der wir zu Besuch waren… Und jetzt, wo wir in München wohnten, konnten wir es ja jederzeit in Angriff nehmen. Konnten wir... Wenn da nicht die Bequemlichkeit gewesen wäre… 13 (!) Jahre später hat es dann endlich mit der Stadtrundfahrt in München geklappt!
Kommt Dir das bekannt vor? Wenn man jederzeit die Möglichkeit hat, etwas zu tun, dann ist die Gefahr, dass man es nie macht, recht hoch. Es muss erst zur Verknappung kommen, bevor man seinen Allerwertesten bewegt …
So ist es auch jetzt in San Diego. Seit wir hier angekommen sind, freuen wir uns wie Bolle darauf, einmal mit Leopardenhaien schwimmen zu gehen. 100-200 einheimische Leopardenhaie gibt es hier das ganze Jahr über, aber von Juni bis September, in ihrer Paarungszeit, kommen Tausende von ihnen an die Küste von La Jolla und bieten den neugierigen Besuchern ein spektakuläres Naturschauspiel. Wir waren von Juni bis September hier, haben es aber nicht einmal geschafft, den kurzen Trip nach La Jolla in Angriff zu nehmen. Das wollen wir heute nachholen!
Leopardenhaie sind nicht aggressiv und für Menschen völlig ungefährlich. Sie ernähren sich von Krustentieren, Krabben und Knochenfischen. Die meisten Badegäste in La Jolla wissen das und brechen nicht in Panik aus, wenn ihnen Leopardenhaie im Wasser begegnen. Im Gegenteil –es ist DIE Attraktion an diesem Küstenabschnitt und diverse Anbieter von Kajak- und Schnorcheltouren machen damit ein richtig gutes Geschäft. Neben den „Leopard-Sharks“ bekommt man hier auch Delphine zu sehen und man kann nach Lust und Laune Seelöwen beobachten, die sich neben den Höhlenformationen „Seven Caves“ häuslich niedergelassen haben.
Da wir keine Freunde von Massentourismus sind und keine Lust haben, mit der Gruppe durchgeschleust zu werden, wollen wir auf eigene Faust paddeln. Unsere Gastfamilie bietet uns großzügig ihr Auto an, was wir dankend annehmen. Aber was machen wir mit unseren Kajaks? Sie passen nicht beide auf das Autodach… Hmmm… Wenn wir unsere eigenen Kajaks mitnehmen wollen, müssen wir mit dem Wohnmobil fahren, wovon uns aber aufgrund der sehr schlechten Parkplatzsituation in La Jolla dringend abgeraten wird.
„Ihr könnt ja unseren Kajak-Zweisitzer mitnehmen“, bietet Kevin uns an. Das ist natürlich noch besser! Wir befestigen das Sit-On-Top-Kajak aufs Autodach, packen unsere Neoprenanzüge samt Schnorchel-Ausrüstung ein und machen uns auf den Weg nach La Jolla:
Wir treffen uns dort mit Raho, der ebenfalls eine Runde paddeln möchte. Nachdem wir die Ausrüstung vorbereitet haben …
… paddeln wir los in Richtung „Seven Caves“, um uns das Höhlensystem näher anzuschauen. Die starke Strömung macht es uns nicht leicht und wir müssen uns richtig anstrengen, um relativ zügig voranzukommen.
Immer wieder schauen wir uns suchend um, in der Hoffnung, endlich ein paar Leopardenhaie zu sehen. Vor wenigen Tagen - haben uns die Guides vor Ort erzählt – hat es hier noch vor Leopardenhaien gewimmelt, also geben wir die Hoffnung nicht auf.
Neugierig erkunden wir das Gebiet und sind begeistert von der Schönheit um uns herum:
Von den Haien immer noch keine Spur, oder?
Zumindest ist das Meer hier etwas ruhiger, so dass wir uns entspannt zurücklegen und etwas chillen können:
Die kleine Abkühlung für Zwischendurch holt man sich, indem man einfach kurz über Bord geht 😉
Nachdem wir jetzt schon einige Stunden auf dem Wasser sind und immer noch keine Leopardenhaie gesehen haben, haben wir so langsam die Befürchtung, dass wir sie diese Saison knapp verpasst haben. Das ist ärgerlich, aber wir sind schließlich selbst schuld! Wir hätten ja auch ein paar Wochen früher kommen können … Was soll´s, dann genießen wir einfach die Sonne und das Meer ohne Haie und machen ein paar lustige Selfies:
Zumindest sind die Seelöwen da – man kann sie riechen, bevor man sie sieht 😉 Wir paddeln dran vorbei, aber mit dem nötigen Abstand, um unsere Nasen zu schonen:
Wie anstrengend es war, den ganzen Tag zu paddeln, merke ich erst so richtig, als wir zum Ufer zurück wollen. Meine Arme machen schlapp und ich habe das Gefühl, dass die Strömung gegen uns arbeitet. Was natürlich Blödsinn ist, mir aber wieder zeigt, wie wichtig es ist, seine Kraftreserven richtig einzuteilen. Meine Kraftreserve ist Tom, der zum Glück noch ordentlich Dampf hat und uns sicher wieder ans Ufer zurück bringt.
Alles in allem war es ein toller Ausflug, auch wenn wir durch unsere eigene Blödheit den Höhepunkt verpasst haben. Aber wie heißt es doch so schön: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben…“ 😉
Vielleicht ergibt es sich ja ein anderes Mal …
Wer übrigens eine geführte Tour bevorzugt (Dauer ca. 2 Stunden), kann diese direkt vor Ort buchen. Kosten pro Kajak: USD 45,- (im Zweisitzer USD 79,-).
Wir freuen uns jetzt erstmal auf ein schönes Abendessen und sind schon ganz gespannt auf morgen, wo wir den Weltstar Brian Tracy in seiner privaten Villa besuchen werden.
>>> So hat alles angefangen: 1 bis 2 Jahre Nordamerika – die Idee
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