Okay, okay. Der gestrige Tag ist wegen der guten Internet-Verbindung fürs Arbeiten draufgegangen. Und wir haben uns endlich mal die Zeit genommen, um die vielen Leser-E-Mails zu beantworten. Vielen Dank hierfür.
Heute haben wir uns auf Grund des guten Wetters entschieden, den Tabor Canyon zu begehen. Es ist leicht bewölkt und nicht zu heiß. Also perfektes Wander-Wetter 🙂
Der Tabor Canyon ist nur ca. zwei Kilometer vom RV Park Tripui entfernt uns soll ein wunderschöner Wandercanyon sein. Eine tief eingeschnittene Schlucht mit einem kleinen Bach, der mit kristall- klarem Wasser vor sich hinplätschert und über jede Menge großer und kleiner Wasserfälle Richtung Meer fließt. Außer einem ungefähren Startpunkt wissen wir nichts. Und auch dieser ist unsicher, da sich nach dem Monster-Hurrikan „Odile“ sehr viel verändert hat. Lassen wir uns überraschen. Wir reiten mit unserer Honda XR los. Aus dem RV Park raus, links (Richtung Westen) abbiegen. Nach ca. 1km die Mex 1 überqueren und dann ca. einen weiteren Kilometer bis ans Ende der Schotterpiste.
Dort soll der Einstieg sein. Gesagt, getan. Wir kommen am besagten Platz an und sehen – ein Katastrophengebiet. Mit schwerem Gerät wurde hier ein Kanalbett wieder freigelegt, welches „Odile“ völlig unter sich begraben hatte. Soweit das Auge reicht nur ein riesiges Schotterfeld. Von einem glasklaren Bach ist nichts zu sehen. Sind wir hier wirklich richtig?
Die ersten Meter ziehen sich wie ein Kaugummi. Eine Wanderung über kleine, mittlere und größere Felsbrocken. Keine Ahnung, ob wir wirklich am richtigen Einstiegspunkt sind. Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir uns nicht den Fuß umknicken. Es schaut wirklich aus, als wenn ein überdimensionaler Kipplaster einfach seine Ladung Geröll hier ausgeschüttet hätte.
Voller Hoffnung doch noch in den schönen Teil des Canyons vorzudringen, suchen wir unseren Weg durch das Trümmerfeld.
Nach ca. 15 Minuten hören wir etwas plätschern, können aber noch nichts sehen. Weitere 5 Minuten später sehen wir dann das kleine Bächlein, wie es im Geröllfeld versickert.
Spätestens jetzt sind wir überzeugt, dass Odile nicht alles zerstört hat und wir jetzt in den landschaftlich sehr reizvollen Teil des Canyons eindringen. Die Temperaturen sind mit ca. 25°C sehr angenehm. Nicht zu warm, nicht zu kalt.
Einen wirklichen Weg gibt es hier nicht, wir suchen uns unseren eigenen. Der schwierigste Teil liegt aber vermutlich hinter uns. Wir wandern weiter stromaufwärts und der Canyon wird immer schöner. Das Wasser, welches tatsächlich kristallklar ist, schlängelt sich vorbei an großen Felsbrocken, sucht sich seinen stellenweise unterirdischen Weg und dann stürzt es wieder einige Meter über einen Wasserfall in die Tiefe. Dieses Schauspiel zu beobachten hat etwas Meditatives. Wir fühlen uns hier sichtlich wohl und genießen die Ruhe und Zweisamkeit in der wunderschönen Natur.
Es ist auch faszinierend zu sehen, wie die Natur immer einen Weg findet sich zu entfalten und Leben sprießen zu lassen. Da denkt man, dass es nur trockene Erde oder harter Fels ist und dort nichts wachsen kann. Weit gefehlt. Auch hier gilt: Wer will findet Wege – und die findet die Natur immer. Und das ist beruhigend und schön zu sehen.
Leider kommen wir an einer Stelle an, wo ein großer Felsklotz
mitten im Wasser liegt und es trockenen Fußes kein Weiterkommen zu geben scheint.
Ich erkunde die nächsten Meter, suche einen Weg drum herum – und werde fündig. Ich muss ein wenig klettern, aber es geht weiter. Als ich zurück komme winkt meiner Maus mir hektisch zu und gibt mir zu verstehen, dass ich zu ihr kommen soll. Sie zeigt auf die Fels- wand neben dem Bach, aber ich kann auf die Entfernung nichts erkennen. Hättest Du es auf dem ersten Blick gesehen?
Erst als ich näher komme, sehe ich es und kann es kaum fassen. Wir sehen schon wieder eine. Und schon wieder ein recht aktives Exemplar. Ein Prachtexemplar! Sie läuft sicheren Schrittes völlig gelassen über die Felswand. Kein Wunder, denn ihre acht langen und behaarten Beine haben an den Füßen kleine Haken, mit denen sie perfekten Halt findet. Wir sehen zum zweiten Mal eine Vogelspinne in freier Wildbahn!
Nachdem ich einen Meilenstein in meiner Angst vor Spinnen überwunden habe (hier kannst Du nachlesen wie es dazu kam, dass ich eine Vogelspinne auf meiner Hand hatte), kann ich relativ entspannt dieses faszinierende Wesen aus nächster Nähe beobachten. Enida ist da wieder viel entspannter. Ich konnte sie gerade noch davon abhalten, dass sie Esmeralda nicht auf die Schulter nimmt, um ein Selfie zu machen. Stattdessen begnügt auch sie sich mit einem normalen Foto. Ich bin beruhigt 😉
Genau diese unplanmäßigen Momente sind es, die ich bei solchen Aktionen so liebe. Man weiß nie, welche Überraschungen die Natur für einen vorbereitet hat.
Kraxelnder Weise geht´s auf allen Vieren ein paar Meter durch eine steile Wand, denn der dicke Felsbrocken ist immer noch da und da müssen wir dran vorbei. Wir klettern an der linken Uferseite ca. 3 bis 4m in die Höhe. Dort verläuft parallel zur Wasseroberfläche ein handbreiter Felsvorsprung. Es ist immer wieder komisch, wie viel höher so ein paar Meter wirken, wenn man von oben nach unten schaut 🙂
Nach etwa zehn Schritten sind wir dran vorbei und können wieder normal weitergehen. Doch das das nächste Hindernis lässt nicht lange auf sich warten. Es schaut wieder aus, als wenn ein Riese mit gigantischen Felsbrocken Murmeln gespielt hat.
Es macht uns unheimlichen Spaß, sich unseren Weg bergauf zu suchen. Die beste, sicherste und einfachste Route zu finden. Teilweise um, über oder unter den Felsen durch. Oder manchmal auch getrennte Wege. Kleine Menschen passen manchmal besser unten durch, größere besser oben drüber 🙂
Und plötzlich stehen wir vor einem scheinbar unüberwindbaren Hindernis. Einer natürlichen Staumauer aus Felsbrocken, wo fast jeder Felsbrocken die Größe eines Einfamilienhauses hat. Die komplette Wand ist etwa 20m hoch… als fast wie ein 7-stöckiges Wohnhaus! Auf den ersten Blick geht hier nichts weiter. Aber… wer will findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe 😉 Also mache ich mich ans Erkunden – und werde fündig. Yeah 🙂
Es gibt rechtsseitig, wo der Fels wie ein Dach verkeilt ist, eine Möglichkeit hochzuklettern. Auf Grund der fortgeschrittenen Uhrzeit entscheiden wir uns aber nicht weiter zu gehen, sondern mit diesem Highlight auch das Ziel unserer heutigen Tour erreicht zu haben.
Wir machen hier eine kleine Pause, genießen die Natur und stärken uns mit ein wenig Obst für unseren Rückweg.
Als wir wieder fast zurück sind entdeckt meine Maus einen „Stein“, in den sie sich fast verliebt, weil sie seine Farben so schön findet. Ich bin froh sie überzeugen zu können, dass sie nur ein Foto zur
Erinnerung macht und den Stein dafür liegen lässt… puuuuh… 😉
Fazit:
Eine absolut lohnenswerte Halbtages-Tour. Man sollte sich nicht von den ersten 15 Minuten am Startpunkt entmutigen lassen. Es ist wunderschön hier.
Benötigte Ausrüstung:
- unbedingt feste, am besten knöchelhohe Schuhe anziehen.
- Sonnenschutz (mindestens Sonnencreme, gegebenenfalls auch Kopfbedeckung)
- Kleiner Tagesrucksack, da man die Hände öfters für leichtere Kletterpassagen benötigt
- Eine Wasserflasche mit ausreichend Trinkwasser sollte auch nicht fehlen.
o Ob der kleine Bach Trinkwasser ist, wissen wir nicht. Es roch jedoch sehr frisch und es waren die typischen „Sauberes-Wasser-Indikatoren“, wie verschiedene Larven-Arten, die in der Regel sehr sauberes und meist auch sauerstoffreiches Wasser zum Leben benötigen. Im Notfall würde ich es auch ungefiltert trinken, bevorzuge jedoch die gefilterte Variante 😉
o Wer, so wie wir, nicht viel Wasser mitschleppen mag (schließlich ist es meist der größte Gewichtsfaktor) nimmt nur eine kleine Flasche (oder Camelbak) mit 0,5 bis 1,5 Liter Inhalt mit und um diese wieder aufzufüllen, einen kleinen, leichten Wasserfilter. Für Tages-Touren mit bis zu 4 Personen sind wir super zufrieden mit diesem winzigen Leichtgewicht:
Den Filter kannst Du über folgenden Link direkt bei Amazon bestellen: Wasserfilter ultraleicht
Sonstiges:
Kindertaugliche Tour, sobald die Kids trittsicher sind.
Und morgen steht der wöchentlich Bauernmarkt auf dem Programm. Wir sind schon sehr gespannt, da es der erste Markt dieser Art ist, auf den wir gehen werden…
>>> So hat alles angefangen: 1 bis 2 Jahre Nordamerika – die Idee
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