Heute ist wieder einer dieser ganz besonderen Tage... Eine neue Premiere steht auf dem Programm: Schwimmen mit Wahlhaien - im offenen Meer!
Walhaie (englisch: Whalesharks) sind die größten Fische der Ozeane und werden bis zu 12m lang! Das entspricht etwa der Größe eines Omnibusses – oder der unseres Wohnmobils „Fred“. Unser Tour-Veranstalter hat uns versprochen, dass wir welche aus nächster Nähe sehen werden. Und das Beste daran ist: wir treffen die Walhaie dort, wo sie sein sollen. In ihrem echten Zuhause: im offenen Meer. Ganz ohne Zaun, Netz und doppeltem Boden. Wir sind gespannt. Weil es so ein besonderes Erlebnis ist, haben wir auch wieder unsere GoPros dabei (das Video vom heutigen Tag findest Du weiter unten)
Als wir den Termin mit dem Veranstalter vereinbaren, bestellt er uns für 09:00 Uhr ins Büro. Wir schauen ihn mit großen Augen an und fragen, ob er wirklich 09:00 Uhr meint. Wir hatten nämlich vorher aus einem anderen Gespräch herausgehört, das erst um 10:00 Uhr Treffpunkt sein soll. Wir fragen erneut nach, auch mit dem Hinweis, dass wir Deutsche sind, und wenn man einem Deutschen sagt 09:00 Uhr, dann ist er auch um 09:00 Uhr da. Wir bewirken damit einen verunsicherten Gesichtsausdruck bei unserem Gegenüber. Das ist denen vermutlich nicht ganz geheuer 😉 Nach einer kurzen Diskussion erreichen wir sogar, dass wir am Wohnmobil abgeholt werden.
Jetzt ist es 09:30 Uhr und unser „Taxi“ fährt am Wohnmobil vor. Um 10:00 Uhr sind wir am Büro. Wir erhalten noch fehlende Ausrüstung (Enida hat keine Flossen dabei) und können uns umziehen. Wir entscheiden uns, trotz der relativ hohen Wassertemperaturen von 27°C für einen Neoprenanzug. Denn es soll wohl öfters ins Wasser gehen, dann wieder rein ins Boot, wieder rein ins Wasser usw. Und bei dem ganzen rein und raus, gepaart mit Wind, kühlt man schnell aus. Um 10:15 Uhr sind wir fertig und warten auf die Abfahrt, als um 10:30 Uhr die nächsten Teilnehmer eintreffen. Gut, dass wir nicht uns nicht drauf eingelassen haben, schon um 09:00 Uhr im Büro zu sein… 😉
Jetzt geht´s aber relativ schnell und wir machen uns auf dem Weg ins Boot. Espiritu liegt so günstig, dass wir nur einmal über die Straße müssen, um gleich am Boot zu sein. Wir fahren mit der „Espiritu IV“ für etwa 15 Minuten hinaus in die Bucht, wo sich aktuell die Walhaie tummeln sollen. Unser Tour Guide Alan spricht fließend Englisch und Spanisch. Unterwegs erklärt er uns in beiden Sprachen die wichtigsten Regeln im Umgang mit diesen sanften Riesen. Walhaie anzufassen ist absolut tabu, was er mehrmals wiederholt. Ansonsten sollen wir uns nur neben oder hinter dem Hai aufhalten. Niemals direkt vor ihm und ihm auch nicht den „Weg abschneiden“. Er erklärt uns auch, dass Walhaie eigentlich Haie sind. Und damit auch Fische und keine Säugetiere. Ein genialer Hinweis wie man erkennen kann ob es sich um einen Fisch oder ein Säugetier handelt gibt uns Alan auch noch. Ein Fisch hat eine vertikale Schwanzflosse, welche er seitwärts bewegt um sich voranzutreiben. Ein Säugetier dagegen, z.B. ein „echter“ Wal, hat eine horizontale Schwanzflosse, welche er beim Schwimmen auf- und abwärts bewegt.
Mittlerweile sind wir in der Bucht angekommen und wir fahren nur noch langsam. Unser Kapitän und Alan suchen nach den Walhaien. Auf einmal wechselt unser Kapitän den Kurs. Alan hat uns in 2 Gruppen eingeteilt, damit nie mehr als 6 Leute gleichzeitig im Wasser sind. Er gibt ein Zeichen, dass die erste Gruppe sich fertig machen soll, da gleich ein Walhai auftauchen wird. Plötzlich sehen wir einen riesigen, dunklen Schatten aus der Tiefe an die Oberfläche kommen. Was für ein Anblick!
Enida und ich sind in der zweiten Gruppe und nutzen die Gelegenheit, um vom Boot aus Fotos zu machen und den Augenblick zu genießen.
Nach einigen Minuten wechseln wir durch. Jetzt ist unsere Zeit gekommen. Ich nehme gleich 2 GoPro Kameras mit ins Wasser. Eine für Videos, eine für Fotos. Mal schauen, ob das was gibt.
Wir gleiten vorsichtig ins Wasser, schauen wo Alan seinen Arm in die Luft streckt (denn das ist das Zeichen, dass der Hai direkt unter ihm ist) und schwimmen auf ihn zu. Verdammt ist der Hai schnell. Wir paddeln fleißig hinterher und als wir näher kommen…. Wow, was für ein Gefühl! Nur 1-2 Meter neben mir bewegt sich ein gigantisch großer Fisch völlig elegant und lautlos durchs Wasser. Er wirkt so majestätisch und es scheint ihm völlig egal zu sein, dass da so winzige komische Lebewesen tollpatschig neben ihm her paddeln… 😉
Als wir wieder im Boot sind, erklärt uns Alan, dass es sich bei diesem Exemplar nur um einen kleinen Hai gehandelt hat. Ausgewachsene Walhaie können fast doppelt so groß werden.
Wir wechseln noch ein paar Mal mit der anderen Gruppe durch, da die Haie die blöde Angewohnheit haben, sich im Wasser zu bewegen und nicht einfach nur still stehen zu bleiben 😉 Und leider ist unser Antriebssystem, trotz Schwimmflossen, nicht ganz so effizient um dort mithalten zu können 😉
Im folgenden Video kannst auch Du mit den Walhaien und mit uns mitschwimmen:
Die Pausen nutzen wir für tolle Gespräche und dann geht es immer wieder rein ins Wasser, um den nächsten Walhai bewundern zu können.
... und hier noch ein paar GoPro-Fotos:
Nach etlichen Durchgängen sind wir alle müde und erschöpft. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, jedoch schlaucht es ungemein.
Als wir uns auf den Rückweg machen, kommt noch ein anderes neugieriges „Ding“ in unsere Nähe. Ein Schiff der mexikanischen Marine schaut bei uns vorbei, um sich zu versichern, dass hier alles mit rechten Dingen vor sich geht. Es ist zwar etwas befremdlich, jedoch geht es letztendlich um die eigene Sicherheit und die Militärs lassen uns auch völlig in Ruhe und drehen wieder ab.
Nach ca. 3 Stunden auf dem Wasser haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Und jetzt hat meine Maus nur noch eine Sorge: Haare waschen. Gut, bei aller Empathie kann ich diese Dringlichkeit nicht nachvollziehen, da ich meine Haare in der Regel innerhalb 5 Sekunden mit einem Waschlappen und Duschgel gewaschen habe. Als Enida bei Espiritu nach einer Duschmöglichkeit fragt und diese verneint wird, bietet Ames an, dass wir gerne bei ihm im Hotel vorbeikommen und dort duschen können. Bevor ich dankend ablehne, schaue ich in Enidas große, dunkelbraune und strahlende Augen. Gut. Man muss auch wissen, wann man nicht dankend ablehnen sollte. Auf die Nachfrage, ob es sein ernst sei, bestätigt er dies.
Unsere Neoprenanzüge lassen wir bei Espiritu hängen, damit diese dort abtropfen können und schwingen uns auf unsere Honda, um zu Ames zu fahren.
Enida (und zugegebener Maßen ich auch) genießt sichtbar die Dusche in der riesigen, edlen Duschkabine. Denn aus ihrem: „Ich bin in 15 Minuten fertig“, wird fast eine Stunde...
Besonders bemerkenswert finden wir die Tatsache, dass Ames uns völlig alleine in seinem Hotelzimmer lässt. Er geht mit einem von uns runter zum Pool und wir unterhalten uns über alles Mögliche, während der andere von uns den Luxus eine Dusche genießt, ohne auf den Wasserverbrauch achten zu müssen 😉
Das Hotel ist echt der Hammer und der angeschlossene Yachthafen zeigt ein paar nette „schwimmende Wohnmobile“, die zu weiteren Träumen anregen...
Wer weiß, vielleicht geht´s ja mit so einem Gefährt weiter, wenn wir dieses Abenteuer abgeschlossen haben… 😉
Ein Wort zu den Veranstaltern:
Es gibt mehrere Veranstalter. Oder besser gesagt: viele. Alle fahren in die gleiche Gegend und man sieht bei allen, mehr oder weniger, das gleiche. Der Unterschied liegt in der Ethik der Durchführung und in der gebotenen Ausrüstung. M.E. macht die Ausstattung mit einem Neoprenanzug/ Tauchanzug durchaus Sinn, da durch das permanente rein-ins-Wasser, raus-aus-dem-Wasser, Fahrtwind, wieder- rein-ins-Wasser usw. der Körper, trotz der hohen Temperaturen, schnell auskühlt.
Wir sind auch froh, dass wir die Tour mit Espiritu gemacht haben. Wir haben unterwegs andere Veranstalterboote gesehen, auf denen wir definitiv nicht hätten sein wollen…
Unser Guide Alan war mit ganzem Herzen bei der Sache und wir haben gemerkt, dass die Nähe zu den Meeresbewohnern „sein Ding“ ist. Gut, als Meeresbiologe macht das sicherlich auch Sinn 😉
Wer selber einmal mit Walhaien schwimmen mag, den können wir Espiritu also wärmstens empfehlen:
Webseite:
http://www.espiritubaja.com.mx
Adresse:
Paseo Alvaro Obregon No. 2130-D
e/Allende y Juarez
Zona Centro
C.P. 23000
La Paz, B. C. S. Mexico
Telefon: (52612) 122-44-27
Email: contacto@espiritubaja.com.mx
Fazit des Tages:
Wir sind wieder unendlich dankbar. Dankbar für dieses Leben, dankbar für diesen genialen Tag. So seltene, so gigantische und so sanfte Lebewesen aus nächster Nähe erleben zu dürfen ist etwas ganz Besonderes. Und wenn das noch gepaart ist mit wunderschöner Natur und netten Menschen – was will man mehr? DANKE!
In unserem nächsten Blogbeitrag geht es mit einem nicht so angenehmen Thema weiter – denn dort liege ich auf einem OP-Tisch und werde aufgeschlitzt und zugenäht…
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