Als wir am Tresen standen zog er seine Waffe

Wir haben uns im Motorradgeschäft einfach nur nett unterhalten, als plötzlich eine Waffe gezogen wurde. Und dann noch eine. Wir kamen uns innerhalb von Sekunden vor wie im Wilden Westen. Doch wie ist es überhaupt soweit gekommen?

Wir sind immer noch auf der Suche nach einer Enduro, also einem Geländemotorrad mit Straßenzulassung. Von Orange City fahren wir weiter nach DeLand, um uns dort eine Honda XR 650  anzuschauen.

Deland

Im Laden angekommen sticht sie mir auch gleich schon ins Auge. Der erste Eindruck ist ganz gut. Der Händler hat also nicht zu viel versprochen.

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Also ran ans genauere Untersuchen. Sichtprobe Dichtigkeit/ Öl-Lecks: alles sauber. Rahmen & Schweißnähte: check. Unfall-/ Sturzspuren: negativ. Jetzt also was genauer hin schauen. Ketten/ Kettenrad: „Haifischzähne“, also verschlissen. Radlager hinten: großes Spiel, also verschlissen. Lenkkopflager: Ohje… so viel Spiel könnte man ja fast neben beiden Lagern ein weiteres einbauen, soviel Platz ist da. Motorstart: gut. Gas geben: verschluckt sich und geht aus. Mehrfach. Ursache: Vergaser vermutlich verdreckt oder verstellt. Überflüssig zu erwähnen, dass Bremslicht und Blinker nicht gehen… wer braucht die auch schon? Naja, für diese Mängel war die Kleine doch deutlich zu teuer. Der Händler macht uns ein Angebot und sagt, er würde alle Fehler beheben. Wir sollen sie gleich anzahlen und können sie dann nächste Woche fertig holen. Ich frage ihn, ob wir sie dann vorher Probe fahren und - wenn die Arbeiten nicht zu unserer Zufriedenheit sind - vom Kauf zurücktreten können. Dies verneint er höflich, denn das sei hier nicht üblich… gut, dass wir darüber gesprochen haben und bei Lazydays das krasse Gegenteil erlebt hatten 😉

Als wir uns dann so noch ein wenig über Deutschland, USA und Motorräder unterhalten, fällt uns folgendes Schild hinter dem Tresen auf:

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„We don´t dial 911“ („Wir rufen nicht die Polizei“); Anmerkung: 911 ist die Notrufnummer, vergleichbar mit unserer 110/ 112)

Als wir den Verkäufer darauf ansprechen, dass wir solche Schilder ziemlich cool finden und ob sie denn auf Ladendiebe abschreckend seien, schüttelt er nur kühl mit dem Kopf. Im gleichen Moment zieht er eine verdeckte Pistole aus seinem Gürtel. „Aber das hier wirkt.“, sagt er und grinst. „Und wenn der andere auch eine hat?“ ist meine Frage. „Dann kommt es drauf an, wer mehr Waffen hat“ sagt er und zaubert dabei eine weitere unsichtbare Waffe hervor. „Du willst gar nicht wissen, wie viele ich noch bei mir habe“, sagt er grinsend und als er merkt, dass ich ein deutliches Interesse zeige, deutet er uns an, doch mal mit zu kommen. Auf der gegenüber liegenden Seite des Ladens lüftet sich dann „Rambos“ (sein echter Name ist Craig) Geheimnis:

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Craig ist eigentlich Waffenhändler und Schießausbilder, der so ziemlich alle Waffenlizenzen besitzt, die man in den USA erhalten kann. Nachdem Craig uns noch sehr spannende Geschichten erzählt, reißen wir uns nach fast 3 (drei!!!) Stunden los und machen uns wieder auf den Weg. Da es mit dem Mopped wieder nichts geworden ist, haben wir mittlerweile "den Kaffee auf" und wollen und nur noch irgendwo an den Strand legen... Irgendwo? Nicht doch! Wenn wir schon mal hier sind, dann fahren wir auch zum "berühmtesten Strand der Welt":

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In Daytona angekommen finden wir unerwartet schnell einen Parkplatz, nur wenige Meter vom Strand entfernt. Zuerst sind wir sehr skeptisch, da vor dem Haus, welches direkt neben dem von uns auserkorenen Seitenstreifen steht, ca. 10 – 15 Erwachsene stillschweigend sitzen und uns mit stechenden Blicken anschauen. Verbauen wir deren Blick? Was passiert, wenn wir gleich weg sind? Räumen die unseren Fred aus? Oder nehmen in gleich mit? Oder lassen ihn gleich mitnehmen? Oder warten sie auf unsere Rückkehr, um Fred mit uns zusammen mitzunehmen? Die Blicke sind regungslos und immer noch sehr stechend. Also was tun? Die Frage steht immer noch im Raum. Nach kurzer Diskussion entschließen wir uns für die Flucht nach vorne und uns den Bewohnern als Weltenbummler-Pärchen vorzustellen und einfach zu fragen, ob sie was dagegen haben wenn wir hier für kurze Zeit stehen bleiben. Also steigen wir aus. Wie auf ein Kommando treffen uns ca. 30 Augen gleichzeitig. Die Gesichter verziehen keine Mine. Schluck. Wir setzen unser unschuldiges wir-sind-ganz-liebe-Menschen-und-Weltenbummler-Lächeln auf und nähern uns ihnen. 15m. Kein Lächeln. 10m. Keine Regung zu spüren. Wir zweifeln, ob es wirklich eine gute Idee war… 5m. Wir eröffnen die Kommunikation mit einem „Hey guys, how´re ya?“ Wir sind jetzt im Fokus von ca. 20 Personen und nur noch 5m entfernt. Plötzlich fällt mir auf, dass eine erwachsene Person einen ganzen Haufen Stofftiere knuddelt und uns dabei immer noch regungslos anschaut. Langsam dämmert es mir und ich hoffe, mich nicht zu irren. Auf einmal lächeln uns fast alle an und ein paar erwidern unsere Frage mit „Goooood. How ´r u?“ Eine Person übernimmt das Wort und unterhält sich mit uns. Ein paar Minuten führten wir ein sehr angenehmes Gespräch und erfahren, dass es sich um eine soziale Einrichtung für verwirrte Menschen handelt. Das Parken sei hier gar kein Problem und sehr sicher. Denn es kommen hier so gut wie nie Personen auf diese Seite der Straße, weil sie vermutlich Angst vor den Bewohnern haben…;)

Hier also der Geheimtipp fürs kostenlose Parken in Daytona Beach:

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Nachdem wir also einen guten und „bewachten“ Parkplatz gefunden haben, stürzen wir uns ins Getümmel.

Daytona Beach ist u.a. dafür weltbekannt, dass man mit seinem Auto direkt AUF den Strand fahren und dort einen relaxten Tag verbringen kann.

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Die Zufahrtspreise zum Strand sind günstiger als jedes eine einzelne Parkhausstunde in München 😉

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Leider ist die Größenbeschränkung von Fahrzeigen auf 32 ft. Unser Cowboy Fred ist somit mit seinen 34ft disqualifiziert. Schade. Aber wir lassen uns es nicht nehmen, den Strand, wenn es auch deutlich uncooler ist, zu Fuß zu erkunden.

Als ehemaliger Rettungsschwimmer an der heimischen Bord- und Ostseeküste fallen mir natürlich gleich die netten Spielzeuge, ähm, Einsatzfahrzeuge der Rettungsschwimmer auf. Während ich neidisch auf das Quad schaue, sagte meine Maus zu mir ich solle mir mal den heißen Lifeguard auf dem Turm anschauen. Typisch Frau dachte ich mir. Kaum sitzt da so ein junger, sonnengebräunter und durchtrainierter Rettungsschwimmer mit Sixpack und Pilotenbrille auf einem Turm spielen die Hormone verrückt und drücken dieses gleich in unerwünschtes Mitteilungsbedürfnis aus. Denn wer will sich schon, käseweiß, nicht mehr im jugendlichen Alter und dazu auch noch untrainiert, neben so einem unverschämt gut aussehenden Rettungsschwimmer sehen? Während ich überlegte welche Worte ich gleich nutzen sollte um mir diese Schmach nicht anmerken zu lassen schlendere ich zu meiner Maus herüber um mir diesen „Angeber in roter Badehose“ anzuschauen. Oh mein Gott! Das darf nicht wahr sein! Was ich auf dem Turm sehe, verschlägt mir kurzfristig die Sprache. Der sonnengebräunte und durchtrainierte Angeber auf dem Turm ist…. eine Angeberin.

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Zwar treffen alle Attribute zu, jedoch ändert das Geschlecht des „Helden und Retters in Rot“ meine Einstellung natürlich schlagartig. Bauch rein. Brust raus. Tief einatmen. Aufrechter Gang. Versuchen ein Abbild David Hasselhoffs zu seinen besten Baywatch-Zeiten zu werden. Oder lieber doch einen auf tollpatschigen Nichtschwimmer machen, in der Hoffnung, von „Pamela“ gerettet zu werden? Herrje, ich kann mich nicht entscheiden. Also mache ich keins von beiden und unterhalte mich lieber ein paar Minuten mit „Pamela“.

Meine Maus geniest währenddessen die ungewohnte Abkühlung, die ein richtiger Ozean (hier der Nord-Atlantik), im Gegensatz zu der von uns gewohnten Badewanne, dem Golf von Mexiko, bietet.

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Auch wenn ich erst gar nicht richtig will (ich habe weder Wechselkleidung noch Fön oder bessere Ausreden dabei), stürze auch ich mich in die Fluten und genieße diese angenehme Abkühlung.

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Der Sand hier ist übrigens so fein, dass er unter den Füßen quietscht, wenn man drüber läuft. Was für ein herrliches Gefühl 🙂

Auch das "Entsanden" ist kein Problem, es gibt überall Süßwasserduschen. Von oben und von unten 😉

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Wie geht es nun weiter?

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wollen wir uns einen Raketenstart in Cape Canaveral anschauen. Da wir uns noch keinen passenden Campingplatz herausgesucht haben, fahren wir erstmal zum Satellite Beach und übernachten erneut auf einem Walmart Parkplatz direkt am Strand:

Satellitebeach

 

 

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2 thoughts on “Als wir am Tresen standen zog er seine Waffe”

  1. Habt Ihr bezueglich Motorrad schon craigslist durchforstet?
    Weiterhin stellt sich die Frage wann Ihr das Motorrad am meisten nutzen werdet - NPs and state Parks im Osten, der Mitte oder im Westen (Joshua, Death Valley, Zion, Bryce, etc.)?
    Ich koennte mir durchaus vorstellen, dass vor allem das Angebot in AZ und Southern California (Inland Empire around Riverside) weit groesser ist, das dort die klassisch grossen ATV recreation parks meines sind (e.g. Glamis in Imperial Valley).

    VG aus NoCal
    Simon

    1. Hallo Simon,
      dnake für Deine BEitrag. Craigslist haben wir auch schon einige gefunden. Jedoch ist Florida tatsächlich nicht so der ENduro Staat 😉

      Aktuell schaut es aber sehr gut aus, wie Du in den nächsten Blogbeiträgen sehen wirst 🙂

      Woher kennst Du Dich so gut aus? Kommst Du aus der Gegend?

      Gruß
      Tom

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