Von heißblütigen Mexikanerinnen, riesigen Wellen und Enidas kleiner Affäre

Wir biegen in eine unbefestigte Straße ein und fahren bis zum Ende durch. „Dort ist ein großes Eisentor. Einfach davor parken und reinkommen“, waren Jörgs Worte. Und jetzt sind wir da. Das große Eisentor öffnet sich mit einem deutlich hörbaren Quietschen. Ob es beim Schließen auch quietscht, können wir nicht mehr hören, da ab diesem Moment das Grundstück von unbeschreiblichem Hundegebell überschallt wird. Wenige Sekunden später kommt auch schon eine wilde Horde Hunde laut bellend auf uns zu gerannt. Einen riesigen Schreck bekommt sicherlich derjenige, der für Hunde nichts übrig, oder sogar Angst vor ihnen hat. Die „wilden Bestien“ geben sofort Ruhe als wir uns von ihnen beschnuppern lassen. Sofort lassen sie sich auch streicheln. Jörg ist mittlerweile auch schon aufgetaucht und steht mit einem riesigen Lächeln vor uns. „Ich hab´s Euch ja gesagt. Angst vor Hunden sollte man bei uns nicht haben.“

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Doch was ist das? Enida kreischt auf einmal los wie eine Sirene. „Aaaaaah. Neiiiiiin. Maus, schau mal!!! Wie süüüüüüß!“ Jetzt weiß ich, was ein Tinnitus ist 😉 Mitten in der Horde der Großen hat sich noch jemand versteckt, der völlig untergegangen ist.

Ok, ich muss zugeben - der Kleine ist schon knuffig.

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Da wir aber noch völlig geschafft sind, werden wir heute Abend nicht mehr alt. Jörg gibt uns noch ein Verlängerungskabel, damit wir Fred an seinen Hausstrom anschließen können. Was für ein Service. Das ist echte Gastfreundschaft. Wir fühlen uns hier wirklich willkommen – und sicher. Was uns nach den letzten Ereignissen sehr entgegen kommt.

Am nächsten Morgen klopft Claudia, Jörgs Freundin, an unser Wohnmobil. Wir hatten gestern Abend kurz erwähnt, dass wir demnächst mal wieder Propangas auffüllen müssten und prompt steht heute ein kleiner Tankwagen vor unserer Tür. In wenigen Minuten ist unser Gastank wieder voll. Einfach nur genial 😉

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Den heutigen Tag verbringen wir mit…. NICHTSTUN! Das tut gut. Wir geben uns auch allergrößte Mühe, dass wir damit heute fertig werden. Falls nicht, ist morgen ja auch noch ein Tag 😉

Irgendwie haben die letzten Tage uns echt geschlaucht. Stress sind wir einfach nicht mehr gewohnt… und so klingt der heutige Tag aus. 😉

In den Pausen zwischen dem Nichtstun, gehen wir mit Clyde am Strand spazieren. Wir schließen ihn immer mehr ins Herz:

Die dazu gehörenden Kommentare auf Facebook sprechen für sich:

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Die kommenden Tage sind super abwechslungsreich und interessant.

Zuerst steht der Karnevalsumzug an, der so völlig anders ist als der in unserer deutschen Heimat.

Wir sind auf dem Weg zum Umzug und wollen uns vorher noch mit Ralf, Jörgs Bruder, welcher gerade hier zu Besuch ist, und Elia, einer Freundin, treffen. Auf dem Weg zum Treffpunkt fällt mir ein Stromkasten/ Verteilerkasten auf. Mit einem deutschen Sicherheitsdenken stellen sich bei diesem Anblick die Nackenhaare zu Berge. Stromleitungen mit ein bisschen Klebeband geschützt, damit man keine gewischt bekommt – immerhin… 😉

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Was mir als erstes auffällt ist, dass nicht die Zuschauer, sondern nur die Teilnehmer des Umzugs verkleidet sind. Dafür aber mit umso schöneren und farbenfrohen Kostümen.

Weiter unten gibt es auch ein Video, jetzt aber erst mal ein paar Impressionen zum Karnevalsumzug:

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Und auf den folgenden Bildern muss man schon ganz genau hinschauen um zu erkennen, ob es sich um Männlein oder Weiblein handelt 😉

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Erkennst Du die „Fälschungen“? 😉

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Und hier das versprochene Video. Wir haben den ganzen Umzug auf ca. 4 Minuten zusammengeschnitten. Wir haben bewusst von jedem Wagen/ jeder Tanzgruppe nur ca. 10 – 15 Sekunden aufgenommen, damit Du einen richtigen Eindruck bekommst, aber nicht gelangweilt wirst 🙂

Als der Umzug vorüber ist, versinkt die Sonne im Meer. Ich weiß nicht, wie oft wir dieses Spektakel jetzt schon gesehen haben. Aber es hat jedes Mal etwas Magisches. So genießen wir auch heute wieder den Sonnenuntergang.

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Den Abend lassen wir gemeinsam in einem kleinem mexikanischem Restaurant gemütlich ausklingen.

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Da wir die Tage noch einige Besorgungen machen wollen, bietet Jörg uns spontan seinen Pick Up an, damit wir nicht mit unserem Wohnmobil in die Stadt fahren müssen. Es ist es unvorstellbar, auf welche Gastfreundschaft wir hier stoßen. Es ist echt Wahnsinn 🙂

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Als wir gemeinsam mit Jörg & Claudia in einem kleinen Straßen-Restaurant essen, müssen wir leider eine schreckliche Entdeckung machen.

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Völlig verschüchtert nähert sich vorsichtig eine Hündin. Abgemagert bis auf die Knochen. Ihre hängenden Zitzen zeugen davon, dass sie vor kurzem Junge bekommen haben muss.

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Eine Frage die uns gleich durch den Kopf schießt: leben die Kleinen noch? Und wenn ja, wo sind sie? Jörg zögert nicht lange und bestellt sofort noch ein paar Tortillas mit extra Fleisch und Käse um der Hündin etwas zum Fressen zu geben.

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Jörg ist der Überzeugung, dass, sofern ihre Jungen noch leben, sie relativ schnell wieder zu ihrem Nachwuchs zurückgehen wird. Der Plan ist, ihr zu folgen, das Nest zu finden und Mama mit ihren Jungen mit zu Jörg nachhause zu nehmen und sie dort wieder aufzupäppeln. Die ärmste hat eine Krankheit, welche nur durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten über 4-6 Wochen in den Griff zu bekommen ist. Jörg hat ein großes Hundeherz. Wenn er einen Hund sieht, der diese Krankheit hat, tut er alles Mögliche, um diesen Hund wieder gesund zu pflegen – und das alles auf eigene Kosten! Auf meine Frage hin, warum er kein Geld dafür einsammelt, antworte er locker: „Die Zeit, die ich damit verschwenden würde, stecke ich lieber in meine Hunde und rette noch mehr.“ Eine beachtenswerte Einstellung.

Bevor die Hündin sich wieder auf dem Weg macht, fahren wir schnell zu Jörg nach Hause, besorgen uns Taschenlampen und kommen wieder zurück. Claudia bleibt so lange am Restaurant und beobachtet die Hündin.

Nach ca. 15 Minuten sind wir zurück. Von Claudia und der Hündin keine Spur. Mist. Wir fahren mit dem Pick up durch die Seitenstraßen und leuchten mit 2 großen Suchscheinwerfern die Straßen aus. Plötzlich finden wir Claudia. Da Claudia keine Lampe dabei hatte, hat sie die Hündin leider verloren und nur die Richtung gesehen, in welche sie verschwunden ist. Wir durchsuchen, mit starken Lampen bewaffnet, die pechschwarze Nacht. Nach über einer Stunde brechen wir schweren Herzens die Suche ab und beschließen, morgen zur gleichen Zeit wieder zum Straßenrestaurant zu kommen. Denn die Hündin weiß jetzt, dass sie dort was zu Fressen bekommen kann. Hoffen wir, dass wir sie dort wieder finden und ihre Babys bis dahin überleben.

Der nächste Morgen. Wir erhalten die schöne Nachricht, dass es den Babys gut geht. Claudia hat sich durchgefragt. Sie hat rausgefunden, dass Mama und ihre Welpen in der Baustelle eines großen Hotels Unterschlupf gefunden haben. Jörg und Claudia bereiten alles für die Aufnahme der kleinen Familie vor. Welpenkiste bereitstellen, Termin mit Tierarzt absprechen und schon werden die neuen Familienmitglieder abgeholt und aufgepäppelt. Von solchen Menschen braucht die Welt mehr. Ein riesiges DANKESCHÖN an Jörg und Claudia. Nicht nur, dass sie uns so sehr unterstützt haben, sondern auch, dass sie sich mit solch einer Hingabe den Straßenhunden widmen. Jörg & Claudia, Ihr seid ganz besondere Menschen. Schön, dass es Euch gibt und wir Euch kennen lernen durften 🙂

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Doch wie das Leben so spielt, haben auch die beiden ihre Herausforderungen. Ein Mitglied aus Jörgs Familie hat schwere gesundheitliche Probleme und wohnt derzeit bei den beiden. Als eine Art Kur und „Tapetenwechsel“ entscheiden sich die drei für ein paar Tage zur Pazifikküste zum Zelten zu fahren. Wir kommen für einen Tagesausflug mit, genießen die wilde Küste des Pazifiks und das Spielen mit dem kleinen Clyde.

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Beim Strandspaziergang finden wir eine riesige, aber leider tote Schildkröte. Ein Bein ist komplett herausgerissen. Hier zeigt sich wieder der Kreislauf der Natur. Fressen und gefressen werden:

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Am kommenden Tag steht wieder „Arbeit“ an. Heute ist mein Podcast-Produktionstag. Ich empfinde es jedes Mal als ein Geschenk des Universums, wenn ich an solch einem Arbeitsplatz meine Interviews mit Interviewpartnern aus der ganzen Welt führen kann. Und wenn ich dann mal wieder was von Wirtschaftskrisen & Co höre, muss ich immer lachen. In meinen Augen gab es wirtschaftlich noch nie so eine geniale Zeit, wie die letzten Jahre. An immer mehr Plätzen rund um die Welt gibt es einen Internetzugang. Ich arbeite mit Teams zusammen, die über die ganze Welt verteilt sind. Wir können über´s Internet so zusammen arbeite, als wenn wir in einem Büro sitzen würden. Es ist einfach wunderbar, einen eigenen Online-Arbeitsplatz zu haben, von wo aus man überall auf der Welt Geld verdienen kann. Danke Internet 🙂

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Heute ist auch unser letzter Tag bei Jörg und Claudia. Nach acht wunderschönen Tagen mit tollen Gesprächen und vielen Erlebnissen geht es morgen weiter zu unserem nächsten Abenteuer. Nach fast ca. 2 Wochen Stadtleben, freuen wir uns wieder riesig auf den (hoffentlich) einsamen Strand in Tecolote. Dort sollen wir nicht nur wunderschöne Strandfotos machen und tolle Gespräche führen, es werden auch einige Tränen fließen…


  >>> So hat alles angefangen: 1 bis 2 Jahre Nordamerika – die Idee

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2 thoughts on “Von heißblütigen Mexikanerinnen, riesigen Wellen und Enidas kleiner Affäre”

    1. Lieber Reiner,
      danke für Deinen Kommentar. Nein, nein, Du machst gar nichts falsch. Wir haben auch schon ein richtig schlechtes Gewissen. Wir leben noch und uns geht´s gut. Wir haben nur gerade sehr viel (positiven) Streß, dass der Blog gerade etwas vernachlässigt wird. Wir werden aber zusehen, dass wir innerhalb dieser Woche mindestens eine weiteren Bericht mit vielen tollen Fotos veröffentlichen werden. Die nächsten Bilder werden wieder absolute Traumstrände und Felsklippen zeigen.... und Enida bei ihrer Lieblingsbeschäftigung. Sonnen & Baden im warmen Meer... 🙂

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