Herausforderung San Diego: Obdachlose, Palmen und Behörden

Hach, die Ankunft auf dem Walmart Parkplatz fühlt sich gerade an wie „nach Hause kommen“ 🙂 Wir gehen erstmal ausgiebig einkaufen und gönnen uns im Anschluss zur Feier des Tages eine leckere „Stuffed Crust Pizza“ (die mit der leckeren Käsefüllung im Rand) bei  Pizza Hut.

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Morgen werden wir uns als Erstes wieder um Toms US-Führerschein kümmern. Der alte ist ja mit unserer Ausreise nach Mexiko abgelaufen und wir wollen ihn jetzt wieder aktivieren lassen. Ist im Prinzip kein großer Akt: einfach zum DMV (Department of Motor Vehicles) fahren, Gebühren bezahlen (33,- US$) und neuen Führerschein mitnehmen. Aber in Kalifornien - und das werden wir in den nächsten Monaten noch oft zu spüren bekommen - ist eben alles ein bisschen anders …

Nicht nur, dass Tom die Prüfung noch mal komplett neu machen muss, er muss auch das I-95-Formular (aus welchem alle Ein- und Ausreisedaten ersichtlich sind) ausgedruckt vorlegen. Im Prinzip kann man es ganz einfach im Internet herunterladen und ausdrucken. Nur … mit welchem Drucker?

Wir haben das Formular auf dem iPad-Bildschirm und zeigen es der Sachbearbeiterin. Das reicht ihr aber nicht, sie braucht es ausgedruckt. Auf die Frage, ob wir es bei ihr ausdrucken können, erhalten wir ein völlig entrüstetes „No“ als Antwort. Na super, fängt ja gut an…

Sie scheint dann aber doch Mitleid mit uns zu haben, denn sie gibt uns beim Verabschieden noch den Tipp, es mal in der „public library“ (öffentliche Bibliothek) zu versuchen. Na klar! Warum sind wir da nicht selber darauf gekommen?

Die Bibliothek vom Ortsteil Chula Vista ist riesig …

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… und tatsächlich stehen hier auch jede Menge Drucker zur Verfügung. Mit entsprechendem Mitgliedsausweis kann man diese auch nutzen. Der Haken dabei: den Mitgliedsausweis bekommt man nur als Anwohner, bzw. nur mit einer gültigen Sozialversicherungsnummer. Super, wir können weder mit dem Einen noch mit dem Anderen dienen …

Nach langem Hin und Her schaffen wir es dann doch, zumindest einen vorläufigen Ausweis ausgestellt zu bekommen, und können somit endlich das Formular für den DMV ausdrucken.

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Und wenn wir schon mal hier sind, nutzen wir auch die Gelegenheit, unsere Mails zu checken.

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Wohoo! Was ist denn jetzt los? So ein schnelles Internet haben wir ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehabt! Wir sind entzückt und richten gleich unser Büro hier ein. Hier können wir vernünftig arbeiten, bis wir um 20:00 Uhr rausgeschmissen werden, weil die Bibliothek schließt.

Schade. Ob wir mit unserem Wohnmobil hier übernachten und morgen noch mal einen Bürotag in der Bibliothek einlegen können? Getreu dem Motto „It's better to beg for forgiveness than to ask for permission”  (Es ist einfacher, um Verzeihung zu bitten, als um Erlaubnis), probieren wir es einfach mal aus. Der Parkplatz gegenüber der Bibliothek ist toll – eine ruhige Seitenstraße mit einem herrlichen Park als „Vorgarten“:

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Wir können hier tatsächlich ungestört übernachten und am nächsten Tag wieder unser Büro in der Bibliothek nutzen. Zwischendurch nimmt Tom einige Podcast-Folgen im Park auf. So macht Arbeiten Spaß:

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Dennoch müssen wir noch ein paar (organisatorische) Dinge klären, so dass wir recht viel mit dem Womo unterwegs sind.

Zumindest ist das mit dem Führerschein schnell erledigt, nachdem wir alle Papiere zusammen haben, einen neuen Termin bekommen und Tom die schriftliche Prüfung besteht:

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Jetzt, wo wir wieder in einer Großstadt sind, merken wir, wie sehr uns das Motorrad fehlt. Wir wollen uns so schnell wie möglich ein neues kaufen, das steht ganz oben auf unserer To-Do-Liste. In der Zwischenzeit müssen so banale Dinge wie einkaufen, Steinschlag beseitigen lassen, Wäsche waschen usw. erledigt werden:

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Zu allem Überfluss passiert es dann schon wieder… Tom beißt ganz herzhaft in einen Snickers-Riegel und wundert sich zuerst, dass die „Nüsse“ darin so hart sind. Dann merkt er aber ganz schnell, dass das „Harte“ gar keine Nuss ist, sondern ein Stück von seinem Backenzahn.  Neiiiiin! Nicht schon wieder! Das kann doch nicht wahr sein, oder?

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Jetzt geht die Suche nach einem geeigneten Zahnarzt wieder von vorne los… Gut, hilft alles nix, also fangen wir an, verschiedene Bewertungsportale für Zahnärzte in San Diego zu durchforsten. Schnell stoßen wir auf den Namen Dr. Lichter, der von den Patienten in den Himmel gelobt wird. Seine Praxis ist nicht weit weg von „unserer“ Bibliothek, so dass wir ganz bequem hinlaufen können. Zum Glück bekommen wir kurzfristig einen Termin:

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Wir erwarten eine moderne hochglanz-Praxis - so wie es sich für die USA gehört - und sind ziemlich erstaunt, als wir in dieses mega-schlichte Wartezimmer gebeten werden:

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Ohje, haben wir wirklich den richtigen Arzt ausgesucht? Was Zähne angeht, sind wir beide sehr pingelig und überlegen für einen kurzen Moment, ob wir nicht doch noch zu einem anderen Arzt gehen sollen.

Zum Glück ist Dr. Lichter der einzige, der so kurzfristig einen Termin für uns frei hatte. Im Nachhinein betrachtet hätten wir keinen besseren Arzt finden können! Wir brauchten nämlich einen Doc, der den Zahn so gut repariert, dass es möglich lange hält. Ein neues Inlay wird von der Reise-Krankenversicherung leider nicht übernommen, also sollte es idealerweise so lange halten, bis wir wieder in Deutschland sind.

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Dr. Lichter ist zwar etwas skeptisch, da er improvisieren muss, aber er macht einen klasse Job, so dass wir die Praxis letztendlich super glücklich wieder verlassen:

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Natürlich machen wir auch immer wieder Erkundungsfahrten, es gibt viel zu sehen in San Diego. Heute steht der Chula Vista Harbor (Hafen) auf dem Plan:

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Hier kann man die Seele baumeln lassen, Spazieren gehen, ein Picknick machen, relaxen und vieles mehr:

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Ganz spannend sind übrigens die Toiletten ohne Türen – daran muss man sich auch erstmal gewöhnen:

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Ich bin dann doch froh, dass wir unsere eigene Toilette immer dabei haben 😉

Papas Sohn hat natürlich einen Heidenspaß an den motorisierten Spielzeugen:

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Was uns hier besonders auffällt, ist die realtiv hohe Zahl an Obdachlosen und Bettlern - egal ob im Bereich der Bibliothek, in Cafés, an Straßenkreuzungen oder auf Walmart-Parkplätzen. Meist haben sie Pappschilder bei sich, auf denen steht, dass sie Kriegsveteranen sind und nun weder einen Job noch ein Dach über dem Kopf haben. Für solche Fälle haben wir immer eine Tüte voll mit frischem Obst, die wir gerne abgeben. Das fühlt sich irgendwie besser an, als ihnen ein paar Cent vor die Füße zu werfen. Dieser Mann hat sich z.B. sehr darüber gefreut, dass Tom ihm ein paar Bananen, Mangos und Avocados in die Hand gedrückt hat:

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Wir bekommen aber auch unheimlich viel zurück. Mit einem der Obdachlosen („Air Castle“) freunden wir uns sogar richtig an. Wir lernen ihn in der Bibliothek kennen und sind ganz baff, als er uns seine bewegende und tragische Geschichte erzählt. Das Faszinierende an ihm ist, dass er trotz Raubüberfall, Koma und 6 Monaten Krankenhaus immer noch voller Optimismus ist und felsenfest total davon überzeugt ist, dass sich alles wieder einrenken wird.

An seinem Geburtstag kauft er in einer Konditorei einen sündhaft teuren Kuchen, den er in die Bibliothek bringt, um ihn mit uns zu teilen.

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Was für ein herzensguter Mensch! Wir sind zutiefst beeindruckt und sehr gerührt.  So sehr, dass Tom ihm sogar eine eigene Podcast-Folge widmet:

http://tomstalktime.com/375-die-beeindruckende-erfolgsstory-eines-obdachlosen-positives-denken-in-perfektion/

Wir haben schon oft Projekte mit Obdachlosen gemacht...

so wie z.B. dieses hier zu unserem 40. Geburtstag: Anstatt Party zu machen, haben wir beschlossen, 40 warme Mahlzeiten (es war bitterkalt Mitte November) für 40 Obdachlose einzukaufen und an diese zu verteilen:

... und wenn wir dabei eins gelernt haben, dann das, dass hinter den meisten Obdachlosen tragische Geschichten stecken, die diese in die Misere der Obdachlosigkeit hingezogen haben.

Leider werden Obdachlose oft als Versager oder erfolglose „Penner“ abgestempelt, ohne sich dabei die Mühe zu machen, die Geschichten dahinter zu erfragen. Obdachlose sind weder besser noch schlechter als andere Menschen, sie hatten nur leider oft das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Also, lieber einmal mehr hinterfragen, bevor man vorschnell über andere urteilt…

Aber San Diego hat noch jede Menge weiterer Überraschungen für uns auf Lager – mehr dazu im nächsten Blogbeitrag 🙂

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>>> So hat alles angefangen: 1 bis 2 Jahre Nordamerika – die Idee

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2 thoughts on “Herausforderung San Diego: Obdachlose, Palmen und Behörden”

  1. Interessante Seite - schön geschrieben! Die Geschichte von San Diego ist schon eine besondere Reportage.

    1. Vielen Dank lieber Gerd! Es werden noch ein paar interessante Geschichten aus San Diego folgen 🙂
      Liebe Grüße, Enida & Tom

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